Handbuch Verantwortung

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Verantwortung ist eine Kategorie, die in vor allem politischen und philosophischen Zusammenhängen erst ab dem 18. Jahrhundert expressis verbis zur Geltung kommt. Seitdem spielt diese Kategorie eine zentrale Rolle in der Ethik, aber auch für die Diskussion sozialer, politischer und ökonomischer Handlungsprozesse. Aus der Perspektive der Verantwortung wird nicht nur nach den moralischen Gründen von Handlungen gefragt, sondern auch nach den – beabsichtigten und unbeabsichtigten – Handlungsfolgen. Die Verantwortungskategorie eignet sich deshalb besonders gut, um sie auf kollektive und komplexe Prozesse anzuwenden, wie sie für moderne Gesellschaften charakteristisch sind. Vor diesem Hintergrund vermittelt das Handbuch Verantwortung einen Überblick über Themen, Positionen und einschlägige Arbeiten der nationalen- und internatio- nalen Verantwortungsforschung. Es befasst sich mit der Geschichte und Etymologie und zeigt, inwiefern der Verantwortungsbegriff zum Grundvokabular ethischen Denkens gehört. Darüber hinaus schafft es eine interdisziplinär ausgerichtete Grund- lage für den wissenschaftlichen Austausch. Wann immer von Verantwortung die Rede ist, spielen weitere Kernkonzepte des menschlichen Handelns – wie Freiheit, Zurechnung, Schuld oder Pflicht – eine wesentliche Rolle, da es sich hierbei um zentrale Aspekte der Verantwortung handelt, die für die Möglichkeit der Verantwortungszuschreibung relevant sind. Diese und andere Begriffe werden thematisiert und geordnet. Darüber hinaus werden nicht nur unterschiedliche Typen und Arten der Verantwortung wie zum Beispiel individuelle und kollektive Verantwortung behandelt. Der Leser wird auch mit den wichtigsten Handlungsbereichen der Verantwortung vertraut gemacht, zu denen u. a. die politische und ethische Verantwortung gehören, aber auch die Rolle des Verantwortungsprinzips in Erziehung, Medien, Technik und Wissenschaft. Und nicht zuletzt steht in diesem Handbuch die praktische Seite der Verantwortung im Fokus der Aufmerksamkeit. Ein maßgebliches Ziel ist es, jenen Beitrag zu thema- tisieren, den das Verantwortungsprinzip für den Umgang mit Problemen der Men- schenrechte, Weltarmut oder des Klimawandels besitzt. Das Handbuch ist in acht Teile gegliedert. Im ersten Teil werden die Grundlagen des Verantwortungsbegriffs behandelt. Dazu werden exemplarisch Definitionen der Verantwortung vorgestellt und die Voraussetzungen für die Zuschreibung und Über- nahme von Verantwortung erörtert. Darüber hinaus geht es um die strukturellen und relationalen Grundelemente des Verantwortungsbegriffs sowie um unterschiedliche Typen und Arten der Verantwortung, die sich aus systematischer Perspektive herausgebildet haben. Im zweiten Teil wird die Geschichte des Verantwortungsbegriffs seit der Antike behandelt. Obwohl der Ausdruck ‚Verantwortung‘ und seine fremdsprachlichen Äquivalente erst seit der frühen Neuzeit verwendet wird, ist das Thema sehr viel älter. Die vier Beiträge zur Geschichte gehen den verschiedenen Entwicklungen nach und stellen sie dabei in die jeweiligen philosophiegeschichtlichen Kontexte. Der dritte Teil nimmt die Rolle des Verantwortungskonzepts in den vier großen Ethiktraditionen – der deontologischen Ethik, der konsequenzialistischen Ethik, der Tugend- und Wert- sowie der Diskursethik – in den Blick. Im vierten Teil werden zentrale philosophische Begriffe vor dem Hintergrund unterschiedlicher Aspekte des Verantwortungsbegriffs diskutiert. Dabei wenden sich die Beiträge auch Begriffspaaren wie zum Beispiel Rationalität und Urteil zu, um auf diese Weise die vor allem in gegenwärtigen Debatten bestehenden Diskursspektren abzudecken. Der fünfte Teil wendet sich paradigmatischen Typen und Arten der Verantwor- tung zu. Hierzu gehören die unterschiedlichen Formen der Verantwortung von Individuen, Kollektiven und Korporationen, die Übertragbarkeit der Verantwortung auf Systeme und die Globalisierung des Verantwortungsprinzips. Im sechsten Teil wird die Rolle, Funktion und Bedeutsamkeit der Verantwortung in unterschiedlichen Bereichen menschlichen Handelns diskutiert. Ausgehend von den ethisch, rechtlich, sozial, politisch und ökonomisch grundlegenden Dimensio- nen gelangen wir über die Verantwortung in Religion, Kultur und Kunst bis in die Räume von Technik und Wissenschaft. Der siebte Teil beschäftigt sich mit der Anwendung des Verantwortungsprinzips auf relevante Praxisfelder. Dazu zählen die Konsumenten- und Unternehmensver- antwortung, die Funktion der Verantwortungskategorie als Governancestruktur, die Verantwortung für Menschenrechte, die Weltarmut und den Klimawandel sowie die Verantwortbarkeit von Risiken. Abschließend werden im achten Teil die Grenzen der Verantwortung thematisiert. Dabei geht es nicht nur um das sozialpsychologische Phänomen der Diffusion von Verantwortung, das häufig in Gruppensituationen entsteht, sondern auch um die Expansion der Verantwortung, die eine Konsequenz der Globalisierungsprozesse ist. Am Beispiel des Verbraucherverhaltens wird zudem gezeigt, welche Ursachen zur Leugnung und Ablehnung von Verantwortung führen können. Wir danken allen Autorinnen und Autoren, die zur Realisierung dieses Hand- buchs beigetragen haben. Ohne ihre engagierte Mitwirkung und Expertise, die sich in den fast fünfzig Beiträgen versammelt, hätten wir dieses Vorhaben nicht umsetzen können. Wir danken außerdem Markus Hübner, Cornelia Knieling, Lena Schäfer und Mia Steinfeldt für ihre wertvolle redaktionelle Mitarbeit. Nora Linnemann hat umsichtig das abschließende Lektorat des Gesamtmanuskripts besorgt. Die Über- setzungen von englischsprachigen Beiträgen in die deutsche Sprache stammen von Katrin Grünepütt, Frank Lachmann und David Carus, denen wir für ihre ausgezeich- nete Arbeit dankbar sind. Schließlich gilt unser Dank dem Verlag Springer VS, insbesondere Frank Schindler und Daniel Hawig, die das Projekt redaktionell und technisch mit viel Geduld, Umsicht und Rat betreut haben.

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Handbuch Verantwortung. (2017). Handbuch Verantwortung. Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06110-4

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