Abstract
Anamnese und klinischer Befund Ein 30-jähriger Lastwagenfahrer stellte sich mit Fieber und Erschöpfung vor, seit 1 Woche traten zunehmender Husten und Halsschmerzen auf. Laborchemisch waren Nierenretentionswerte und Entzündungsparameter erhöht und es zeigte sich eine ausgeprägte Thrombozytopenie. Die klinische Untersuchung ergab einen druckschmerzhaften Hals, ein Sklerenikterus, eine gerötete Rachenhinterwand und gerötete Tonsillen.Untersuchungen Sonografisch zeigte sich eine Jugularvenenthrombose mit unscharf abgrenzbarer echoreicher Umgebungsreaktion und Lufteinschlüssen. In der Blutkultur wurde Fusobacterium necrophorum nachgewiesen.Diagnose Lemierre-Syndrom mit eitriger abszedierender Thrombophlebitis der Vena jugularis externa rechts.Therapie und Verlauf Unter dem klinischen Aspekt einer Sepsis mit Lungenbeteiligung, Nierenversagen, Thrombopenie, Hämolyse und Leberschädigung wurde nach Abnahme von Blutkulturen eine Antibiotikatherapie mit Ceftazidim plus Levofloxacin begonnen. Das Befinden des Patienten verschlechterte sich erneut, nachdem die Eingangsantibiotikatherapie auf Ampicillin und Clindamycin gewechselt wurde. Unter einer gezielten Antibiotikatherapie mit Meropenem und Clindamycin besserten sich die Entzündungsparameter, Nierenretentionswerte, Transaminasen und Bilirubinwerte, sodass der Patient nach insgesamt 19 Tagen in deutlich gebessertem Zustand entlassen werden konnte.Folgerung Das Lemierre-Syndrom ist eine seltene und häufig übersehene septische Erkrankung nach Entzündung im pharyngealen Bereich, die sich typischerweise entlang der kleinen Venen mit Ausbildung einer eitrigen Thrombophlebitis nach kaudal ausbreitet, bei entsprechender Antibiogramm-gerechter antibiotischer Therapie jedoch gut beherrschbar ist.
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Joost, A., Loose, S., Kramme, E., & Derad, I. (2019). Das Lemierre-Syndrom – eine häufig übersehene Infektionserkrankung. DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift, 144(20), 1449–1454. https://doi.org/10.1055/a-0931-8037
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