Neben Information, Unterhaltung und Transaktion sind es in erster Linie Sozialkontakte, die im Internet gesucht und gefunden werden. Im Zuge von Online-Sozialkontakten wer- den Identitäten dargestellt und wahrgenommen, zwischenmenschliche Beziehungen ge- pflegt und soziale Gemeinschaften gegründet. Mittels Internet gelangen Personen und Gruppen in unsere kommunikative Reichweite, denen wir außerhalb des Netzes nie be- gegnet wären. Zudem erlauben die Besonderheiten der computervermittelten Kommuni- kation (z.B. Pseudonymität, schriftliche Gespräche, Selbstdarstellung durch Avatare, Adressierung vielfältiger Publika) einen veränderten Umgang miteinander. Die große Mehrzahl der Internet-Nutzerinnen und -Nutzer erlebt Sozialkontakte im Internet als po- sitiv und bereichernd. Bei einer Minderheit dagegen führt die Suche nach Sozialkontak- ten im Internet zu Problemen, etwa zu einer suchtähnlichen oder zwanghaften Extrem- nutzung, zu Belästigung, sozialen Konflikten, Verletzungen der Privatsphäre usw. Sozi- alkontakte im Internet tragen zum Empowerment gesellschaftlicher Minderheiten bei. Bei Minderheiten, die als zu Unrecht diskriminiert gelten, wird dies als Chance gewür- digt. Bei Minderheiten, die im jeweiligen kulturellen Umfeld als zu Recht ausgegrenzt gelten, gilt Internet-Empowerment dagegen als Gefahr. Die Virtualisierung sozialer Kontakte erschließt nicht zuletzt der sozialwissenschaftlichen Forschung neue Untersu- chungsformen und Datenquellen, erfordert aber auch neue ethische Richtlinien.
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Döring, N. (2010). Sozialkontakte online: Identitäten, Beziehungen, Gemeinschaften. In Handbuch Online-Kommunikation (pp. 159–183). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92437-3_7
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