Grammatik und Lexikon im Spracherwerb: Konstruktionsprozesse

  • Behrens H
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Abstract

Der Konstruktionsbegriff hielt seinen Einzug in die Spracherwerbsforschung durch gebrauchsbasierte Lerntheorien, nach denen sprachliche Strukturen als Form-Funktionseinheiten aus dem Input abgeleitet werden, Sprache somit ein emergentes System ist (Tomasello 1998a und b; Behrens 2009a und b). Die Ab- straktionseinheit für das Kind ist dabei die Äußerung in ihrer situativen Gebun- denheit und ihrer Diskursfunktion, mithin die Konstruktion. Die Konstruktion wird gefasst als schematische Einheit mit mehr oder weniger offenen Slots: Teile der Konstruktion können lexikalisch fixiert oder aber produktiv und durch andere Ausdrücke ersetzbar sein. Der Kontrast zum Valenzbegriff bzw. dem der Argu- mentstruktur in seiner formaleren Definition liegt darin, dass die lexikalischen Ei- genschaften der Wörter die Syntax nicht projizieren, sondern dass sowohl die Eigenschaften der Lemmas als auch die der Morphosyntax aus ihrem Vorkommen in konkreten Sätzen abgeleitet werden. Empirisch konzentriert sich die Forschung auf die Ermittlung der Generalisie- rungsprozesse und auf deren Basis im Input, dem Sprachangebot. Erwerbsrelevant ist insbesondere der Input in seinen usualisierten Mustern in typischen Interaktions- situationen. Hier wird vor allem der Grad der Produktivität kindlicher Äußerungen analysiert. Bislang weniger untersucht, aber zunehmend im Fokus sind die Genera- lisierungsprozesse selbst und damit die generative Kraft des Konstruktionsbegriffs. Sobald Aspekte einer Konstruktion abstrahiert worden (= produktiv) sind, sollten sie auf neue Situationen übertragen werden können, und gilt es zu ermitteln, wel- che formalen, funktionalen und distributionellen Faktoren die Abstraktion sprach- lichen Wissens fördern. In dem Paradigma der gebrauchsbasierten Konstruktionsgrammatik wird die modulare Trennung zwischen Wörtern und Regeln aufgehoben. Somit kann inner- halb eines einheitlichen theoretischen Rahmens sowohl der Erwerb regelhafter als auch der stärker idiosynkratischer Strukturen erklärt werden.

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Behrens, H. (2012). Grammatik und Lexikon im Spracherwerb: Konstruktionsprozesse. In Sprachliches Wissen zwischen Lexikon und Grammatik (pp. 375–396). DE GRUYTER. https://doi.org/10.1515/9783110262339.375

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