Die mit der Corona-Pandemie einhergehenden Einschränkungen und Verbote sorgen für psychische, soziale und spirituelle Belastungen bei Patient*innen mit COVID-19, ihren Zugehörigen und den behandelnden Mitarbeitenden im Gesundheitswesen. Patient*innen mit COVID-19 dürfen nicht von ihren Zugehörigen besucht werden, in vielen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gelten generelle Besuchsverbote. Viele Unterstützungsangebote sind verringert oder ganz eingestellt worden. Bei anderen Patient*innen mit sehr kritischen und/oder lebenslimitierenden Erkrankungen werden notwendige Behandlungsmaßnahmen aufgeschoben, weil die Ressourcen im Krankenhaus für an COVID-19 Erkrankte freigehalten werden. Diese Menschen bedürfen jedoch des Gefühls der sozialen Verbundenheit mit ihren Zugehörigen. Für Palliativpatienten sollten Ausnahmen von Besuchsverboten ermöglicht werden. Besuche bei Sterbenden sind mit entsprechenden Schutzmaßnahmen auch auf Isolier- oder Intensivstationen möglich. Für isolierte Patient*innen sollten alternative Möglichkeiten überprüft werden, zum Beispiel via Videotelefonie oder über soziale Medien. Nach dem Versterben sollte den Angehörigen unter ausreichenden Schutzmaßnahmen ein Abschiednehmen ermöglicht oder alternative reale oder virtuelle Wege zum Erinnern und Gedenken angeboten werden. Die Mitarbeitenden in den Behandlungsteams sollten kontinuierlich in der Bewältigung der besonderen Belastungen unterstützt werden. Dazu ist neben klaren Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen, Kommunikationsschulungen und psychosozialer Unterstützung vor allem die Bereitstellung der bestmöglichen Rahmenbedingungen für die Arbeit erforderlich.The corona pandemic has led to a number of restrictions and prohibitions, which in turn place large psychosocial or spiritual burdens on patients with COVID-19, their families and relatives and the treating personnel in the healthcare system. Patients with COVID-19 are not allowed to receive visitors and many hospitals and nursing homes have completely banned visitors. Many support services have been reduced or stopped completely. Necessary treatment interventions for other patients with critical and life-limiting diseases have been delayed or suspended in order to free resources for the expected COVID-19 patients; however, these people need to feel social connectedness with their relatives. Palliative care patients should be exempted from any ban on visitors. Families should be able to visit dying patients even on intensive care units or isolation wards, using adequate protective equipment. Alternative options, such as video telephone calls or via social media should be explored for patients in isolation. Families should also be enabled to say goodbye to the deceased with adequate protective equipment or should be offered alternative real or virtual options for remembrance and commemoration. Health care professionals coping with the exceptional stress should be continuously supported. This requires clear communication and leadership structures, communication training, psychosocial support, but most of all optimal framework conditions for the clinical work.
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Münch, U., Müller, H., Deffner, T., von Schmude, A., Kern, M., Kiepke-Ziemes, S., & Radbruch, L. (2020). Empfehlungen zur Unterstützung von belasteten, schwerstkranken, sterbenden und trauernden Menschen in der Corona-Pandemie aus palliativmedizinischer Perspektive. Der Schmerz, 34(4), 303–313. https://doi.org/10.1007/s00482-020-00483-9
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