Die Form, in der Talcott Parsons die Theorie des allgemeinen Handlungssystems hinterlassen hat, ist bestimmt durch die Geschichte ihrer eigenen Entwicklung. Dennoch lassen sich die Grundentscheidungen, an die die weitere Forschung anknüpfen könnte, deutlich erkennen: Die Anhaltspunkte für eine Theorie des Systems werden aus einer Analyse des Begriffs des Handelns gewonnen. Probleme für die Weiterführung der Theorie könnten sich vor allem in zwei Hinsichten ergeben. Der eine Punkt betrifft die Respezifikation der Grundentscheidungen. Parsons hat dafür die Form der Kreuztabellierung gewählt. Es ist fraglich, wieviel ausgearbeitetes Grundlagenwissen auf diese Weise in die Theorie eingegeben werden kann. Zum anderen gibt es wichtige neuere Theorieentwicklungen, die mit der Parsons’schen Theorie schwer zu verknüpfen sind. Dies gilt besonders für die Einsicht, daß in jeder universalistischen Theorie das Problem der Selbstreferenz auftritt; sie muß sich als Teil ihres Gegenstandes begreifen können. Außerdem sind die Probleme der Komplexität und des dadurch bedingten selektiven Verhaltens nur im Ansatz der Theorie (Strukturfunktionalismus, Kreuztabellierung), aber nicht in ihrem Gegenstand (Handlungssystem) zureichend berücksichtigt.
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Luhmann, N. (1980). Talcott Parsons — Zur Zukunft eines Theorieprogramms. Zeitschrift Für Soziologie, 9(1), 5–17. https://doi.org/10.1515/zfsoz-1980-0101
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