Homo Citans und Kohlenstoffallotrope: Für eine Ethik des Zitierens

  • Hoffmann R
  • Kabanov A
  • Golov A
  • et al.
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Abstract

Auf den Schultern von Riesen In einem der Klassiker der Gelehrsamkeit " Auf den Schultern von Riesen " [1] spürt Robert K. Merton, einer der Großen der Wissenschaftssoziologie, der verwickelten Ge-schichte einer Bemerkung von Isaac Newton nach: " Wenn ich weiter sehen konnte, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stand " . Mertons Buch ist auch eine humanistische Tollerei, eine kçstliche, humoristische Zerlegung der An-sprüche von Gelehrten – einschließlich denjenigen seines Autors. Merton verfolgt den " Aphorismus " , wie er diese treffende Beobachtung Newtons nennt, zurück bis zu Bernhard von Chartres, und er dokumentiert seine Entdeckungsreise durch eine Ansammlung mehr oder weniger glanzvoller gallischer, jüdischer und angelsächsischer Autoren – bis hin zu Newton und dann darüber hinaus zu Claude Bernard, Bucharin und Freud. Jeder hätte die Quelle dieses verführerischen Gleich-nisses zitieren sollen. Einige taten es, anderes dachten sich irgendwelche imaginären Ursprünge aus. Und Dritte wie-derum versuchten, den Satz einfach als eigene Schçpfung auszugeben und die korrekte Zitierweise herablassend als unwichtig zu betrachten. Dennoch hatte der Aphorismus Bestand. Weil er eine physische Tatsache mit einer Wahrheit verband: Selbst wenn wir uns vorstellen (und dabei wünschen, dass andere es an-erkennen), dass unser schwer gewonnenes Wissen neuartig ist, besser und tiefer als das, was vor uns kam, kçnnen wir nicht umhin zuzugeben, dass es von dem abhängt, was andere vorher getan haben. Die Zitate des Romanautors sind ver-steckt, Doktoranden müsssen sie ausgraben. Der Wissen-schaftler ist deshalb zwangsweise und ausdrücklich homo ci-tans et citatus. In diesem Essay werden wir zuerst einen Blick darauf werfen, weshalb angemessenes Zitieren für das Wohlergehen unserer Wissenschaft unverzichtbar ist. Dann schreiten wir vom Idealfall zu zwei Fallstudien fort, in denen es um feh-lerhaftes Zititieren in einem Untergebiet der Chemie und Physik geht, dem der hypothetischen Kohlenstoffallotrope. [2,3]

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Hoffmann, R., Kabanov, A. A., Golov, A. A., & Proserpio, D. M. (2016). Homo Citans und Kohlenstoffallotrope: Für eine Ethik des Zitierens. Angewandte Chemie, 128(37), 11122–11139. https://doi.org/10.1002/ange.201600655

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