Zwischen gesellschaftlichem Diskurs und organisationalen Praktiken: Theoretische Überlegungen und empirische Befunde zur Wettbewerbskonstitution im Hochschulbereich

  • Krücken G
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Die Intensivierung des Wettbewerbs ist ein zentrales Thema der gegenwärtigen und zukünftigen Hochschulentwicklung. Bei allen Differenzen, die man gegenwärtig in der Hochschulpolitik und den Hochschulen selbst beobachten kann, fällt die insgesamt positive Bewertung des Wettbewerbsgedankens auf. Wettbewerb wird im hochschulpolitischen Diskurs vielfach als das zentrale Mittel angesehen, um die Qualität in Forschung und Lehre zu erhöhen. Auffallig ist hierbei zweierlei: Zum einen steht der Forderung nach „mehr Wettbewerb“ ein eklatanter Mangel an Forschungen zum tatsächlichen Wettbewerbsverhalten von Hochschulen gegenüber. Formale ökonomische Modelle und hochschulpolitische Verlautbarungen konvergieren hinsichtlich der normativen Wünschbarkeit von Wettbewerb, während das reale Wettbewerbsverhalten von Hochschulen kaum Gegenstand empirischer Untersuchungen ist. Zum anderen stellen die positiven Konnotationen des Wettbewerbsprinzips, die heutzutage als normal und geradezu trivial erscheinen, sich bei näherer Betrachtung als Ausdruck eines raschen diskursiven Wandels dar. Bis ca. Ende der 1980er Jahre gab es in Deutschland zahlreiche kritische Stimmen im Diskurs, und prominente Vertreterlnnen aus Hochschulen und Politik betonten, dass der Wettbewerb ein Steuerungsprinzip der Wirtschaft sei, das aufgrund des öffentlichen und gemeinschaftlichen Charakters von Bildung und Wissenschaft nur begrenzt auf den Hochschulbereich anwendbar sei. Solche Positionen finden sich in neueren Stellungnahmen zur Hochschulentwicklung weitaus weniger als noch vor 15–20 Jahren. Angesichts der langen Geschichte der Universitäten kann man die besondere und positive Betonung des Wettbewerbsgedankens als Indikator für einen raschen diskursiven Wandel sehen, der die grandlegenden gesellschaftlichen Legitimationsbedingungen von Hochschulen betrifft. TS - RIS

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Krücken, G. (2008). Zwischen gesellschaftlichem Diskurs und organisationalen Praktiken: Theoretische Überlegungen und empirische Befunde zur Wettbewerbskonstitution im Hochschulbereich. In Perspektiven der Hochschulforschung (pp. 165–175). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90827-4_10

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