Spezifische Phobien

  • Becker E
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44.1 Störungsbild – 972 44.2 Diagnostik und Klassifikation – 973 44.3 Epidemiologie – 975 44.4 Ätiologie – 975 44.5 Behandlung – 977 44.6 Resümee – 981 Literatur – 982 H.-U. Wittchen, Jürgen Hoyer et al, Klinische Psychologie & Psychotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-13018-2_44, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011 972 44 Wichtig Klinisch betrachtet Fallbeispiel Herr S. war ein 27 Jahre alter Student als er sich in der Sprechstunde der Universitätsambulanz vorstellte. Er gab an, nun doch etwas gegen seine Ängste vor Spin-nen tun zu müssen. Es war deutlich, dass es Herrn S. recht peinlich war, von diesen Ängsten zu sprechen. Er lachte immer wieder hilflos und versuchte, die ko-mische Seite zu schildern. Andererseits wurde aus seinen Beschreibungen deutlich, dass er ein ernst zu nehmendes Problem hatte. Herr S. hatte, eigentlich seit er denken konnte, Angst vor Spinnen. Früher hatten ihm seine Eltern und sein Bruder helfen können, doch nun wohnte er allein und wenn er eine Spinne in seiner Wohnung entdeckte, begannen seine Schwierigkeiten. Wohl konnte Herr S. den Staubsauger holen und die Spinne aufsaugen, aber damit war sein Problem nicht gelöst. Er war überzeugt, dass die Spinne im Staubsau-ger noch lebte. Vorsichtig aber gründlich wurde nun der Staubsauger an allen möglichen Öffnungen mit braunem Klebeband verklebt und vor die Wohnungstür gestellt. Da musste er 4 Wochen bleiben. Doch was war, wenn in der Zeit eine weitere Spinne kam? In diesem Fall musste Herr S. Freunde bitten, diese Spinne zu fan-gen und zu beseitigen. Entkam eine Spinne und konnte nicht wieder gefunden werden, war es ihm unmöglich, in seiner Wohnung zu bleiben, er zog zu Freunden. Picknicks, Ausflüge in den Park, in den Wald oder aufs Land, vermied Herr S. ebenso. Wo immer er war, suchte er nach Spinnen; jeder schwarze Fleck löste eine starke Panikreaktion aus. Das Leben stand mittlerweile ganz im Schatten seiner Spinnenangst. 44.1 Störungsbild Die spezifische Phobie ist eine dauerhafte, unangemessene und intensive Furcht vor bzw. Vermeidung von spezifischen Objekten oder Situationen. Diese ist so stark, dass die Be-troffenen in ihrem Leben durch die Ängste deutlich beein-trächtigt werden. Beispielsweise kann eine spezifische Angst vor dem Fliegen heutzutage sehr leicht das berufliche Leben unmöglich machen bzw. das private Leben spürbar beeinträchtigen. Die frühere Bezeichnung der Störung im DSM-III-R als »einfache Phobie« ist irreführend, da sie nahe legt, dass es sich um ein »einfaches« Problem handelt. Die Betroffenen haben oft ein schwerwiegendes Problem, welches sich auf ihr gesamtes Leben auswirken kann (Wittchen, Nelson & Lachner, 1998; Essau, Conradt & Petermann, 2000). Die häufigsten Phobien betreffen Tiere, Höhen, enge Räume, Flugzeuge und Blut, Verletzungen oder Spritzen. Theoretisch kann jedoch jede Situation und jedes Objekt Angst auslösen, und es gibt auch sehr ungewöhnliche Ängste. Ein genauerer Blick zeigt, dass Ängste vor bestimm-ten Objekten (wie die oben genannten) häufiger auftreten. Tatsächlich kommen i. Allg. eine phylogenetische Disposi-tion und eine individuelle Lerngenese zusammen, und be-gründen eine stabile phobische Reaktion. In dem Bemühen, sinnvolle Klassen zu bilden, wird zwischen vier Obergrup-pen der spezifischen Phobien unterschieden. Da aber nicht alle spezifischen Phobien in diese Kategorien fallen, gibt es auch noch eine »Restkategorie«.

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Becker, E. S. (2011). Spezifische Phobien (pp. 971–983). https://doi.org/10.1007/978-3-642-13018-2_44

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