Vortragsmanuskript. Bitte nicht zitieren oder weitergeben Eine der Voraussetzungen für eine gelingende Demokratie ist der öffentliche politische Diskurs. Dieser Diskurs selbst kann besser oder schlechter gelingen. Die Digitalisierung, vor allem das Internet als neue Technik, hat neue Medien und Praktiken der Kommunikation mit sich gebracht, in der dieser Diskurs stattfinden kann. Es wird derzeit viel über Vor-und Nachteile dieser Medien diskutiert und geforscht: besonders im Zusammenhang mit der Entwicklung der Parteien-Landschaft in Deutschland wie in Bezug auf Wahlkämpfe, etwa unserer letzten Bundestagswahl dieses Jahr oder der zur Präsidentschaftswahl in den USA im vergangenen Jahr. Ich konzentriere mich heute auf eine bestimmte der vielfältigen Kommunikationsformen im Netz: Nämlich auf die Online-Kommentarfunktion unter journalistischen Artikeln. Diese Funktion halte ich einerseits wegen der breiten Partizipationsmöglichkeiten für besonders geeignet, den demokratischen Diskurs zu fördern, andererseits ist der Diskurs dabei auch durch ein Problem gefährdet: Nämlich durch die sogenannten " Hass-Kommentare " . Im Folgenden möchte ich einen Vorschlag dazu machen, wie man diesem Problem begegnen kann, um damit den demokratischen Diskurs zu unterstützen. Meine These lautet, dass es vielversprechend ist, am Faktor der Anonymität der Kommentare im Netz anzusetzen – jedoch schlage ich nicht vor, wie es häufiger getan wurde, Anonymität aufzuheben; sondern, im Gegenteil, sie in bestimmter Hinsicht zu verstärken. Dafür argumentiere ich in den folgenden Schritten. Erstens nenne ich Bedingungen eines deliberativen Diskurses als normative Standards, an denen Diskussionen, die zu politischer Meinungsbildung führen sollen, gemessen werden können. Zweitens erörtere ich, inwiefern die Praxis des Online-Kommentierens diesem Ideal einesteils nahekommt und andernteils zuwiderläuft. Drittens diskutiere ich den Faktor der Anonymität in diesem Zusammenhang und inwieweit deren Aufhebung oder deren Verstärkung die Situation verbessern kann.
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Weber-Guskar, E. (2019). Ambivalente Anonymität. Demokratische Debatten im Online-Kommentar? In Privatsphäre 4.0 (pp. 199–212). J.B. Metzler. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04860-8_12
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