Gegenstand dieses Beitrages sind Zustände in komplexen Problemlöseprozessen, in denen der Problemlöser geneigt ist, seinen kognitiven Bemühungen ein Ende zu setzen, ohne das Ziel erreicht zu haben. Es soll gezeigt werden, daß die kognitionspsychologische Problemlöseforschung gegenwärtig ein reduziertes Modell des Problemlösers zugrunde legt. Die zentrale Aussage dieses Beitrags lautet, daß zur Aufrechterhaltung einer spezifischen, zielgerichteten kognitiven Aktivität zusätzliche Steuermechanismen angenommen werden müssen, die vor allem bei schwierigen Zuständen einen Abbruch verhindern. Es wird dabei angenommen, daß für die konkrete Problemlöseaktivität entscheidend ist, welche Informationen zu einem Zeitpunkt den Bestand des Arbeitsgedächtnisses, d.h. den zu verarbeitenden Zustand, bilden. Wir sind der Auffassung, daß derzeit in den kognitionspsychologischen Modellen des Problemlösens bei Schwierigkeiten vom Problemlöser eine umfangreiche und eine streng am vorliegenden Problem orientierte kognitive Aktivität erwartet wird (vgl. z.B. Dörner, 1976; Schoenfeld, 1979). Den Verlauf der Problemlöseaktivität bei Schwierigkeiten kennzeichnen zwei Merkmale: a) liegt ein Hindernis vor, dann wird unverzüglich von konkreten Lösungsoperationen auf das verfügbare Repertoire an heuristischen Methoden übergegangen; b) es wird systematisch nach Methoden gesucht; das Repertoire wird sukzessiv auf den vorliegenden Zustand angewendet.
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Kluwe, R. H. (1987). Denken wollen: Zum Gegenstand der Steuerung bei komplexen Denkprozessen. In Jenseits des Rubikon (pp. 216–237). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71763-5_13
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