Zwar gibt es für jeden Beruf und in vielen Betrieben spezielle Ausbildungs- oder Traineeprogramme, aber die Ausbildung, die Soldaten und Soldatinnen bei ihrem Eintritt in die Streitkräfte erhalten, unterscheidet sich ganz grundlegend von denen anderer Institutionen. Im Militär werden die Rekruten in der Regel für eine bestimmte Zeit von ihrer Familie und ihren Freunden abgeschottet; in vielen Streitkräften wird sogar das Verlassen der Kaserne während der ersten Zeit streng reglementiert. Das Verhalten wird von früh bis abends zumeist detailliert vorgeschrieben, die Privatsphäre ist aufgehoben oder auf ein Minimum reduziert, es gibt genaue Regeln, welche und wie die Uniform zu tragen ist, und Ähnliches mehr. Die jungen Männer und Frauen erlernen das militärische Handwerkszeug, absolvieren ein umfangreiches Programm körperlicher Ertüchtigung und zumeist auch der politischen Bildung. Ziel dieser besonderen militärischen Sozialisation ist, dass die Rekruten militärisches Grundwissen erwerben, sie sollen sich – weitgehend bedingungslos – in einen militärischen Verband ein- und dem Befehl unterordnen. Kurz: Die Soldaten sollen bereit und fähig sein, ihr eigenes Leben zu gefährden, zu töten oder auch die Lebensgrundlagen anderer Menschen zu zerstören, dies alles aber ausschließlich auf Befehl und innerhalb der militärischen Organisation.
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Apelt, M. (2012). Militärische Sozialisation. In Militärsoziologie – Eine Einführung (pp. 428–446). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93456-3_18
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