Dieser Beitrag präsentiert die theoretische Idee, dass sich die Moderne als eine kapitalistische Gesellschaft denken lässt, ohne in Widerspruch zu ihrer Charakterisierung als funktional differenzierte Gesellschaft zu geraten. Hierzu wird ein Drei-Komponenten-Modell des Kapitalismus konstruiert. Die erste Komponente bezieht sich auf geldvermittelte intersystemische Strukturen und Dynamiken, die das Wirtschaftssystem in seinen Beziehungen zu allen anderen Teilsystemen der modernen Gesellschaft auszeichnen. Die zweite Komponente benennt in keinem anderen Teilsystem vorfindbare marktförmige Governancestrukturen und -dynamiken des Wirtschaftssystems. Beide Komponenten sind unauflösbar miteinander verknüpft: Nur weil intrasystemisches Geschehen der Wirtschaft intersystemisch folgenreich in alle anderen gesellschaftlichen Teilsysteme ausstrahlt, kann man davon sprechen, dass eine kapitalistische Wirtschaft eine kapitalistische Gesellschaft ergibt. Zu diesen beiden Komponenten tritt schließlich noch eine analytisch unabhängige dritte Komponente hinzu: Dass wir in einer kapitalistischen Gesellschaft leben, ist als ein weitverbreitetes kulturelles Deutungsmuster eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.
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Schimank, U., & Volkmann, U. (2008). Ökonomisierung der Gesellschaft. In Handbuch der Wirtschaftssoziologie (pp. 382–393). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90905-9_19
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