Medienkompetenz

  • Hugger K
N/ACitations
Citations of this article
14Readers
Mendeley users who have this article in their library.
Get full text

Abstract

Als leitender Begriff und zentrales theoretisches Konzept der Medienpädagogik wird Me-dienkompetenz verstärkt seit Anfang der 1990er Jahre diskutiert, als im Zuge der Einfüh-rung von Internet und Multimedia ein medienpädagogischer wie materiell-ausstattungs-bezogener Nachholbedarf in nahezu allen Feldern von Bildung und Erziehung-insbesondere aber in Schulen (Stichwort ‚Schulen ans Netz')-durch Bildungspolitiker, Wirtschaftsvertreter und Pädagogen attestiert wurde. Im wissenschaftlichen Diskurs wird die Medienkompetenz eines Menschen in ihren unterschiedlichen Dimensionen zu defi-nieren und empirisch zu erfassen versucht. Sie umfasst die Wissensbestände über Medien sowie die Fähigkeit, Medien souverän bedienen, kritisch beurteilen und kreativ gestalten zu können. Sie kann eigenständig im Rahmen von Selbstsozialisationsprozessen erwor-ben werden, sie wird aber auch mit Hilfe medienpädagogischen Handelns in formalen wie non-formalen Bildungssettings gefördert. Obwohl der gegenwärtige Diskurs die neu-en Informations-und Kommunikationstechnologien in den Mittelpunkt stellt, weil diese zurzeit die Entwicklungs-und Partizipationschancen von Kindern, Jugendlichen und Er-wachsenen entscheidend mitgestalten, orientiert sich Medienkompetenz an einem weit verstandenen Medienbegriff, der sowohl die individuelle Mediennutzung-von den klas-sischen Massenmedien über Computer und Internet bis hin zu mobilen Medien-als auch ihre Bezüge zu Gruppen, gesellschaftlichen Systemen und Kulturen mit einbezieht. Begriffsgeschichte Die Anstöße zur Entwicklung des Medienkompetenzbegriffs stammen aus der sozial-und sprachwissenschaftlichen Diskussion um Kompetenz in den 1970er Jahren. In der Sprachtheorie von Chomsky (1972) bezieht sich Kompetenz vor allem auf syntaktische Aspekte der Sprache. Er sieht Kompetenz als strukturerzeugendes Regelsystem, das in der Sprachverwendung (Performanz) wirksam wird. Habermas (1971) übernimmt den Kom-petenzbegriff in gesellschaftstheoretische Überlegungen: Kommunikative Kompetenz als all-gemeine subjektive Basisqualifikation meint für ihn die Fähigkeit des Menschen, sich kommunikativ zu verhalten, d.h. aufgrund fester Regeln des Sprechens sprachliche Äuße-rungen zu machen und damit Geltungsansprüche zu erheben, die vom Adressaten akzep-tiert oder zurückgewiesen werden können. In der pädagogischen Debatte ist der Kompe-tenzbegriff vor allem deshalb auf große Resonanz gestoßen, weil er die Fähigkeit des Menschen zu sprechen, interagieren und kommunizieren nicht (mehr) an die Reize von Situationen gebunden sieht-dies legt eine behavioristische Interpretation menschlicher Kommunikation nahe, die zu überwinden versucht wurde-, sondern vor allem durch be-stimmte Grundgesetzlichkeiten menschlichen Verhaltens strukturiert begreift. Wenn diese Fähigkeit durch situative, persönliche, soziale und kulturelle Faktoren nicht im vollen Maße entwickelt ist-so die pädagogisch relevante Schlussfolgerung-, muss dem Men-schen durch Bildungsmaßnahmen dazu zu verholfen werden, seine Kommunikations-kompetenz auszuarbeiten. Der Impuls für die medienpädagogische Debatte stammt von Baacke (1973; 1996), der Medienkompetenz als eine systemische Ausdifferenzierung von kommunikativer Kompetenz versteht, weil erstere die permanenten Veränderungen der

Cite

CITATION STYLE

APA

Hugger, K.-U. (2008). Medienkompetenz. In Handbuch Medienpädagogik (pp. 93–99). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91158-8_10

Register to see more suggestions

Mendeley helps you to discover research relevant for your work.

Already have an account?

Save time finding and organizing research with Mendeley

Sign up for free