Die Thematisierungsfunktion ist eine der wichtigsten Funktionen der Massenmedien in demo kratischen Gesellschaften. Medien stellen jedoch nicht nur Themen für die öff entliche Kommuni- kation bereit, sondern vermitteln über die unterschiedliche Betonung in der Berichterstattung auch, wie wichtig diese Themen sind, und bestimmen dadurch die Tagesordnung der Öff entlichkeit mit. Kaum ein Ansatz der Medienwirkungsforschung hat so viele P ublikationen hervorgebracht wie die diesem Phä- nomen zugrunde liegende Agenda Setting-Hypothese. Dennoch steht ihre generelle Einbindung und die Einbindung der empirischen Befunde in ein tragfähiges Theoriegerüst noch immer aus. Entspre- chend fragmentiert präsentiert sich der Ansatz, und entsprechend gering ist der Erkenntnisfortschritt, der aus der inzwischen 40-jährigen Forschungsgeschichte resultiert. Gut belegt sind die Annahmen des Ansatzes einzig für das Aggregatniveau. Da die zentrale Zielgröße des Agenda Setting jedoch individu- elle Kognitionen sind, erweist sich die Tatsache, dass auf Individualniveau meist nur schwache und un- einheitliche Befunde nachweisbar sind, als problematisch für den gesamten Ansatz. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die zentralen Konstrukte, Modelle und Forschungsperspektiven des Agenda Setting-Ansatzes. Dabei wird dem Spannungsfeld zwischen Agenda Setting als gesellschaftli- chem Phänomen und Agenda Setting als individuellem Prozess besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
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Bulkow, K., & Schweiger, W. (2013). Agenda Setting – zwischen gesellschaftlichem Phänomen und individuellem Prozess. In Handbuch Medienwirkungsforschung (pp. 171–190). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18967-3_8
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