Generalisierte Angststörung

  • Hoyer J
  • Beesdo-Baum K
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Abstract

42.1 Diagnostik und Klassifikation – 938 42.2 Epidemiologie – 940 42.3 Ätiologie – 941 42.3.1 Genetische Faktoren – 941 42.3.2 Neurobiologische Faktoren – 942 42.3.3 Psychologische Faktoren – 943 42.3.4 Funktionsmodelle der Sorgen – 944 42.3.5 Integration – 946 42.4 Spontanverlauf – 947 42.5 Behandlung – 947 42.5.1 Sorgenexposition – 947 42.5.2 Angewandte Entspannung – 948 42.5.3 Kognitive Therapie – 948 42.5.4 Weitere Ansätze: Integrative Psychotherapie – 949 42.5.5 Medikamentöse Behandlung – 949 42.6 Offene Fragen – 949 42.7 Resümee – 950 L iteratur – 951 H.-U. Wittchen, Jürgen Hoyer et al, Klinische Psychologie & Psychotherapie, DOI 10.1007/978-3-642-13018-2_42, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011 938 42 Klinisch betrachtet Fallbeispiel Frau S. (63 Jahre, Rentnerin) berichtet spontan folgende Beschwerden: »Ich gerate einfach zu leicht in Unruhe und mache mir zu viele Gedanken, auch schon bei kleinen Problemen. Oft geht dies über mehrere Tage, und ich wer-de zunehmend lustlos und niedergeschlagen; gleichzeitig leide ich dann unter Zittern und erhöhtem Blutdruck. Ich mache dann nur das Nötigste. Durch einen Krankenhaus-aufenthalt vor kurzem wurde mir klar, dass es so nicht mehr weiter geht.« Auf Nachfrage berichtet Frau S.: »Oft reichen Kleinig-keiten aus, z. B. ein Familienangehöriger verspätet sich oder klagt über Schmerzen. Dann gerate ich schnell in Aufregung und stelle mir die schlimmsten Dinge vor. Ich rede mir ein, es ist etwas passiert und kann mich nicht be-ruhigen. Meistens rufe ich dann an; einfach damit ich be-ruhigt bin. Aber auch wenn z. B. mein Sohn anruft und einfach nur meinen Mann sprechen will, denke ich gleich, es ist bestimmt ein Unfall passiert. Manchmal gehe ich gar nicht erst ans Telefon, wenn es klingelt. Ich fahre nicht mehr selbst Auto und habe auch Angst beim Mitfahren. Oder wenn ein Befund aussteht, steigere mich richtig rein. Hinterher, wenn alles gut gegangen ist, finde ich mein Verhalten selbst übertrieben. Wenn ich so unruhig und nervös bin, lasse ich alles liegen, was nicht unbedingt er-ledigt werden muss und grüble viel. Nur mein Ehemann weiß genau Bescheid, er versucht mich zu beruhigen oder abzulenken. Oft sage ich mir selbst Gedichte auf, um mit der Angst fertig zu werden und einschlafen zu können. Die Angst kann jederzeit auftreten, aber wenn ich allein bin, baut sich mehr Angst auf.« Die von Frau S. geschilderte Symptomatik ist unspezi-fisch und ließe zunächst auch eine depressive Störung vermuten. Erst die genauere Exploration erbringt Anhalts-punkte für das Vorliegen einer generalisierten Angststö-rung. Bei diesem Störungsbild treten chronische, exzes-sive und unkontrollierbare Sorgen und ängstliche Erwar-tungen auf, die sich häufig in Form von Gedankenketten zeigen und sich auf unterschiedlichste Ereignisse oder Tä-tigkeiten beziehen können. (Bitte beachten Sie: Dies ist im obigen Fallbeispiel zwar der Fall, die Patientin spricht in ihrer spontanen Fallbeschreibung aber keineswegs von »Sorgen« – eine typische Schwierigkeit bei der Diagnostik der generalisierten Angststörung.) Begleitet werden die Sorgen von körperlichen Symptomen, wie Ruhelosigkeit, Nervosität, Reizbarkeit, Muskelspannung, aber auch von Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten. Die ängstliche Besorgnis ist im Falle von Frau S. vor allem auf mögliche Unglücksfälle im Familienkreis gerichtet. Um si-cher zu gehen, dass so ein Unglücksfall nicht eingetreten ist, greift Frau S. häufig zum Telefon – sie rückversichert sich. Andererseits vermeidet sie potenziell bedrohliche In-formationen und Situationen, indem sie nicht ans Telefon geht oder aus Angst vor Unfällen das Autofahren vermei-det. Frau S. hat bereits vieles ausprobiert, um ihre stän-dige Angst und die Grübeleien loszuwerden: Sie versucht sich abzulenken, die Gedanken wegzuschieben, an etwas anderes zu denken oder sich vom Partner (oder Arzt) be-ruhigen zu lassen. Langfristig taugliche Lösungen sind dies jedoch nicht. Sie zieht sich zurück und fühlt sich zu-nehmend belastet und eingeschränkt in ihrer Lebensfüh-rung. 42.1 Diagnostik und Klassifikation

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Hoyer, J., & Beesdo-Baum, K. (2011). Generalisierte Angststörung (pp. 937–952). https://doi.org/10.1007/978-3-642-13018-2_42

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