Der Hinweis darauf, daß die Qualität von Medienangeboten kaum definierbar sei, fuhrt oft zu dem Schluß, Qualität sei als Kategorie irrelevant oder zumindest unbrauchbar. Die Debatte wird zusätzlich erschwert durch das vermeintliche Auseinanderklaffen zwischen der Qualität eines Angebots und dessen Akzeptanz beim Publikum; das Motto „Qualität oder Quote“1 zieht sich als Denkfigur durch zahlreiche Diskussionen.2 Im Hinblick auf die in diesem Band behandelten Perspektiven der Medienkritik legt dies den Schluß nahe, daß die Zuschauer als Fernsehkritiker denkbar ungeeignet sind - es sei denn als Negativ-Indikator: Wer hat noch nicht die Geschichten aus lang zurückliegenden Phasen der Fernsehentwicklung gehört, denen zufolge innerhalb einiger Redaktionen eine Sendung als um so besser galt, je weniger Zuschauer sie hatte? Und vermutlich würden auch viele Zuschauer der Aussage zustimmen, daß „Qualitätsprogramme“ eher weniger Zuschauer erreichen, ja daß auch sie selbst solche Sendungen nicht oft ansehen. Offenbar ist das Stichwort „Qualität“ in unserer Kultur nach wie vor mit bildungsbüegerlich geprägten Assoziationen verbunden, die sich nur schwer mit Massenattraktivität vereinbaren lassen. TS - RIS
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Hasebrink, U. (1997). Die Zuschauer als Fernsehkritiker? In Perspektiven der Medienkritik (pp. 201–215). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85097-3_20
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