Aus der Perspektive der Demokratisierung scheint das neotraditionale Häuptlingtum ein Anachronismus zu sein: Hier wird Macht vorrangig qua Vererbung (zumeist innerhalb von Verwandtschaftsgruppen) und selten mittels Wahlen und des für sie gültigen Repräsentationsgrundsatzes auf Dauer gestellt. Aber die Stabilität des Häuptlingtums ist über alle Maßen bemerkenswert. Ungeachtet aller Umbrüche in den letzten zweihundert Jahren, trotz der vielfältigen und nicht selten gewalttätigen Anstrengungen postkolonialer Regime, das Häuptlingtum zu beseitigen, und entgegen der Einschätzung, dass Häuptlinge zur Bedeutungslosigkeit verurteilt sind, sobald gewählte Repräsentanten die politische Bühne betreten, hat sich das Häuptlingtum behauptet. Mehr noch, mancher Beobachter sieht dem Häuptlingtum in der Gegenwart neue politische, kulturelle und gesellschaftliche Kraft zuwachsen (Skalník 2004) und kann hierbei auf die vielfältigen Funktionen und Kompetenzen des Häuptlingtums verweisen.
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Krämer, M. (2011). Demokratisierung, neotraditionale Herrschaft und die lokale Ordnung in Südafrika und Namibia. In Politische Herrschaft jenseits des Staates (pp. 137–156). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94017-5_6
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