Nicht nur die Universität befindet sich, den meisten Beobachtern zufolge, in einer schweren Krise. Für die wissenschaftliche Forschung wird seit einigen Jahren Ähnliches behauptet. Eine Roundtable-Diskussion mit führenden Vertretern der deutschen Wissenschaft zeichnete bereits 1997 ein düsteres Bild der Lage der deutschen Forschung. Der pessimistischen Einschätzung lag die Entwicklung des Anteils der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) am Bruttoinlandsprodukt zugrunde. Während dieser Anteil zwischen 1987 und 1989 noch bei 2,9% lag, sank er 1994 auf 2,3% und 1997 gar auf 2,2%. Joachim Treusch, der damalige Vorsitzende der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) verdeutlichte anhand einer Metapher die Dramatik dieser Entwicklung: „Mit 2,9% befand sich die deutsche Forschung sozusagen in angenehm warmem Wasser. Dann ist es etwas abgekühlt worden, und die erste Wirkung war, daß man effektiver schwamm. Alle sahen dies mit Wohlgefallen. Mittlerweile sucht man herauszufinden, wann es der deutschen Forschung zu kalt wird. Wenn Wasser aber über einem bestimmten Punkt abgekühlt wird, findet ein Phasenübergang statt: Dann gefriert es, und im Eis ist keine Bewegung mehr möglich. [...] Wenn es also über den Gefrierpunkt hinausgeht, ist Erstarrung die Konsequenz der Sparmaßnahmen. Wir sind bereits kurz vor diesem Punkt angekommen“ (Spektrum der Wissenschaft 1997, S. 32).
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Krücken, G. (2001). Wissenschaft im Wandel? Gegenwart und Zukunft der Forschung an deutschen Hochschulen. In Die Krise der Universitäten (pp. 326–345). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-663-12044-5_15
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