Während die Frauenforschung institutionalisierungspolitisch ihre besten Jahre hinter sich hat, haben ihre --- zumindest linguistisch innovativen --- Reinkarnationen als Gender Studies in den vergangenen Jahren einen wahren Gründungsboom erlebt. Unter dem Institutionalisierungsgesichtspunkt könnte man insofern eine Erfolgsgeschichte erzählen, wenn man die länger werdenden Listen von Gender Studies-Einrichtungen an Hochschulen im deutschsprachigen Raum betrachtet: Forschungszentren, Zentraleinrichtungen, Koordinationsstellen, Interuniversitäre Vernetzungen, Forschungschwerpunkte, competence centers, centers of excellence etc. Die Neugründungen präsentieren sich auf professionell gestalteten homepages oder im Hochglanz viel versprechender Broschüren mit einfallsreichem Marketing. Gender Studies erscheinen in dieser Perspektive als eine der Speerspitzen der Hochschul- und Verwaltungsmodernisierung. ‚Gender-Competences`, ‚Gender Awareness` und wie sonst die Bezeichnungen heißen mögen, scheinen gefragt. Im europäischen Raum hat sich im Rahmen der Bestimmungen zum ‚Gender Mainstreaming` ein Markt entwickelt, der von den Gender Studies bedient wird. In einem gewissen Kontrast zu den Erfolgen im Feld der Professionalisierung stehen die anhaltenden Debatten feministischer Grundlagenkritik.
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Knapp, G.-A. (2008). Achsen der Differenz — Aspekte und Perspektiven feministischer Grundlagenkritik. In Geschlechterdifferenzen — Geschlechterdifferenzierungen (pp. 291–322). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90831-1_10
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