Die Eigenlogik globaler Krisenbilder. Kriegsfotografie zwischen Ethik und Ästhetik

  • Bosch A
  • Mautz C
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1. Visuelle Eigenlogik der Bilder Das Visuelle, das Bild, ist prägend für unsere Kultur. Technische Bilder sind heute massenhaft verfügbar und zirkulieren über den Globus; auch Bilder von Katastro-phen und Kriegen prägen den Alltag der medialen Kommunikation. Gewalt-und Leiderfahrungen sind so zu selbstverständlichen sekundären Erfahrungen gewor-den. Erfahrungen, die wir in der Regel nicht selbst machen, jedoch über die Bilder in den Medien ‚hautnah' miterleben. Bilder passieren die Sprachgrenzen leichter als Texte. Zwar unterliegt auch die Rezeption von Bildern kulturell erlernten Voraus-setzungen, auch Bilder sind letztlich nur innerhalb eines kulturellen Rahmens ver-stehbar. Doch werden Bilder scheinbar leichter verstanden, da sie an sinnliche Erfah-rungen unmittelbarer anschließen als Sprache. Dem Bild wird eine höhere Evidenz zugeschrieben als der gesprochenen Information. Innere Bilder, die wir uns von der Welt machen, liegen ontogenetisch vor der Entwicklung der Sprachfähigkeit. Deshalb überzeugen wir uns gerne mit eigenen Augen von einer Sache, wenn wir Zweifel an einer Aussage haben. Dem Visuellen kommt eine besondere ‚Beweiskraft' zu, auch wenn dies heute angesichts der vielfältigen technischen Manipulierbarkeit von Bildern in Zweifel zu ziehen ist. Begreift man Bilder als primäre Abstraktionen des direkten sinnlichen Erlebens, so stellen Texte sekundäre Abstraktionen dar. Eindrücke, die Bilder hinterlassen, können durch Texte nicht außer Kraft gesetzt werden; nur ein anderes Bild kann sie korrigieren bzw. überlagern. Die Kraft des Bildlichen ist enorm; Bilder können berühren, bewegen oder auch verletzen, und das nicht nur in einem metaphori-schen Sinne. Gerade "technische Bilder" (Flusser 1983) sind allgegenwärtig und sie scheinen so leicht zu verstehen zu sein. Gleichzeitig ist es kaum möglich, sich ge-gen ihre Botschaften zu schützen. Bilder brennen sich gewissermaßen in die Netz-haut, in die Erinnerung, ein. Hat man ein Bild erst mal wahrgenommen, zumal ein Bild mit einem starken "punctum" (Barthes 1989), hinterlässt es den Betrachter nicht ohne Wirkung, nicht unverletzt. Nicht zuletzt ist es auch deshalb an der Zeit, dass wir lernen, die Wahrnehmung und den Gebrauch von Bildern wissenschaftlich zu reflektieren und zu entschlüsseln-sonst wird die Magie der technischen Bilder unsere Welt grundlegend verändern, und zwar ohne dass wir dies überhaupt be-merken. Dieser Prozess der Umformung der Welt durch die Macht der technischen Bilder ist natürlich längst im Gange, und nicht erst seit den neuesten bildtechni

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Bosch, A., & Mautz, C. (2012). Die Eigenlogik globaler Krisenbilder. Kriegsfotografie zwischen Ethik und Ästhetik. In Transnationale Vergesellschaftungen (pp. 297–308). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18971-0_34

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