Die metaphorische Bezeichnung sozialer und politischer Gegner als „Parasiten“ hat eine lange Geschichte im öffentlichen Diskurs: Seit 200 Jahren wird sie regelmäßig zur rassischen und sozio-politischen Stigmatisierung herangezogen. In kognitiven Analysen wird die Parasiten-Metapher gewöhnlich als Beispiel einer semantischen Übertragung aus der Biologie auf den gesellschaftlichen und politischen Bereich behandelt. Doch historisch betrachtet kann der naturwissen- schaftliche Gebrauch nicht als ursprünglich oder primär gelten, da seinem Auf- treten im 18. Jahrhundert eine wesentlich ältere Tradition sozialer Verwendun- gen des „Parasiten“-Begriffs vorausging. Dieser Beitrag erfasst zentrale Traditi- onen in der Diskursgeschichte der Parasiten-Metapher und erörtert die Bedeu- tung ihrer Ergebnisse für die in kognitiven Analysen oft zugrunde gelegte An- nahme, dass Metaphorisierungsprozesse semantisch einseitig ausgerichtet sind (im Sinne der „Verbildlichung“ abstrakter Themen durch Begriffe, die auf „konkreten“ kőrperlichen Erfahrungen aufbauen): Abschließend diskutiert der Beitrag die Frage, ob Metaphern im politischen Diskurs als eine „parasitäre“ Kommunikationsform betrachtet werden können.
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Musolff, A. (2011). Metaphorische Parasiten und „parasitäre“ Metaphern: Semantische Wechselwirkungen zwischen politischem und naturwissenschaftlichem Vokabular. In Metaphern und Gesellschaft (pp. 105–119). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93445-7_7
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