Das die politische Kommunikationsforschung interessierende Dreieck von „Politik — Medien — Journalisten“ materialisiert sich in den Produkten des politischen Journalismus. So widmet ihm EGON ERWIN KiSCH in seiner bis heute vorbildlich gebliebenen Anthologie „Klassischer Journalismus“ (zuerst 1923) unter der Rubrik „Leitartikel“ mehr Raum als irgendeinem anderen Genre. Seine — für unser heutiges Journalismusverständnis vielleicht etwas irritierende — Auswahl beginnt mit Martin Luthers „Sendbrief vom Dolmetschen“ von 1530 und endet mit Jean Jaurés Artikel „Republik und Sozialismus“ von 1902. Insgesamt sind 28 Namen versammelt, darunter aus dem deutschen Sprachraum noch Friedrich von Gentz, Heinrich von Kleist, Joseph Görres, Ernst Moritz Arndt, Ludwig Börne, Karl Marx, Friedrich Engels und Otto von Bismarck. Hätten wir uns angewöhnt, fachsprachlich klar zu differenzieren, so würden wir von einem Teil dieser Texte wohl als „Klassischer Publizistik“ sprechen und mit dieser Differenz gleichzeitig einen präziseren Begriff von Journalismus gewinnen.
CITATION STYLE
Langenbucher, W. R. (2008). Politik — Medien — Journalisten: Politischer Journalismus. In Fortschritte der politischen Kommunikationsforschung (pp. 75–106). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90534-1_4
Mendeley helps you to discover research relevant for your work.