Ein Überblick über die historische Entwicklung, die theoretischen Ansätze und die Befunde der kulturvergleichenden Erforschung von Persönlichkeit und Individualität wird gegeben. Aus methodologischer Perspektive werden emische (kulturpsychologische) und etische (kulturvergleichende) Ansätze differenziert und vor dem Hintergrund der Kategorien Einzigartigkeit versus Verallgemeinerbarkeit, Innen- versus Außenperspektive, kulturelle Voreingenommenheit versus kulturübergreifende Äquivalenz und Struktur- versus Lagebetrachtung diskutiert. Auf folgende Themen der kulturvergleichenden Persönlichkeitsforschung wird eingegangen: (1) Anlage-Umwelt-Kontroverse (universelle und differenzielle Natur des Menschen, Einfluss der genetischen Ausstattung und der Kultur), (2) kulturelle Unterschiede im sozioemotionalen Bereich (Kultur und Persönlichkeit aus psychoanalytischer Sicht, kulturübergreifende Gültigkeit von Persönlichkeitsfaktorenmodellen, Lageunterschiede auf einzelnen Persönlichkeitsfaktoren), (3) kulturelle Unterschiede in kognitiven Fähigkeiten und Leistungen (Defizit- versus Differenzmodell; allgemeine Intelligenz versus spezifische Fähigkeiten; individualistischer versus kollektivistischer Denkmodus, konfuzianische Dynamik, Schrift und Sprache, Schulbildung, Minoritätenstatus und Armut als Antezedenzien für kognitive Unterschiede), (4) Universalität und Kulturspezifität von Geschlechtsunterschiede unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Entwicklung in verschiedenen Gesellschaften und der kulturellen Wertvorstellungen.
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Neyer, F. J., & Asendorpf, J. B. (2018). Persönlichkeit im Kulturvergleich (pp. 387–421). https://doi.org/10.1007/978-3-662-54942-1_8
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