Eine wundervolle Utopie?

  • Wirth W
  • Matthes J
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In den 70er Jahren hatte der schwedische Wissenschaftler Kjell Nowak eine Aus-weitung der Wissenskluftthese zur Kommunikationskluftthese vorgeschlagen, die zwar weithin bekannt wurde, dennoch kaum zu einer nennenswerten Forschungsaktivität fuhrte. Nowak ging explizit von demokratietheoretischen Überlegungen aus und argumentierte, dass die klassische Wissenskluftperspektive zu eng sei, um die sozialen Benachteiligungsstrukturen im Prozesse der politischen Meinungs- und Willensbildung sowie der Partizipation zu erfassen. Es sei nicht einzusehen, warum die Egalität auf Wissen beschränkt bleiben soil: nicht nur Unterschiede im Erwerb und in Gebrauch von Wissen gälte es auszugleichen, sondern auch Defizite in der aktiven Teilhabe am massenmedialen Kommunikationsprozess und der Einflussnahme auf politische Entscheidungen. In ähnlicher Weise hatte sich bereits ein Jahr zuvor Everett Rogers (1976) geäußert. Die Wissenskluft-Forschung „should deal with the attitudinal and overt behavioral effects of communication as well as just knowledge“ (Rogers, 1976, 233). Forschung zu Partizipationsklüften könne also nicht auf Wissen begrenzt bleiben, sondern müsse ganzheitlich den Weg von der (medialen) Informationsaufnahme über die Entscheidungsbildung bis hin zur politischen Teilhabe und Einflussnahme verfolgen. Neben Partizipationschancen gehören demnach auch Entscheidungskompetenzen und konkretes Entscheidungshandeln sowie Partizipationskompetenzen, -motivationen und -handeln zum Repertoire einer so verstandenen Kommunikationskluftforschung. Dahinter steckt unausgesprochen die Prämisse, dass erstens eine möglichst stetige und intensive Partizipation optimal und damit wtinschenswert ist und dass es zweitens möglich ist, die Qualität demokratietheoretischen Entscheidungshandelns beurteilen zu können (anders macht der Begriff der Entscheidungskompetenz keinen Sinn).

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Wirth, W., & Matthes, J. (2007). Eine wundervolle Utopie? In Demokratie in der Mediengesellschaft (pp. 341–361). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90511-2_19

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