Teilnehmende Beobachtung

  • Bachmann G
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Die Idee ist denkbar einfach: Will man etwas über andere Menschen herausfinden, geht man einfach zu ihnen hin, bleibt eine Weile, macht das mit, was diese Menschen dort normalerweise treiben, und lernt sie so durch eigene Erfahrung besser kennen. Bewusst in den Dienst der Wissenschaft gestellt wurde diese Idee zuerst von Ethnologen. Lewis Henry Morgan und etwas später auch Franz Boas begannen im späten 19. Jahrhundert mit systematischer und stationärer Feldforschung (Morgan 1870; Boas 1994 -- seine Tagebücher aus den 1880er Jahren; zu Boas auch Knötsch 1992). Dazu kam, dass sie sich gegen „Survey Research`` und für „Intense Research`` entschieden (W. H. R. Rivers, zit. nach Kuper 1983). Durch die intensive Teilnahme am sozialen Leben der Irokesen (Morgan) und der Inuit (Boas) gingen sie bei ihren Forschungsobjekten in die Lehre und erforschten sie so zu deren eigenen Bedingungen. Ausführlich beschrieben wurde diese Praxis, als Bronislaw Malinowski im Jahr 1922 in der Einleitung der „Argonauts of the Western Pacific`` ein neues Programm für eine empirische Wissenschaft entwickelte. Für ihn war das Ziel der Ethnographie, ein holistisches Gesamtbild einer fremden Kultur zu liefern. Die teilnehmende Beobachtung war ein Teil der damit verbundenen Methodik, denn um die hoch gesteckten Ziele der Ethnographie im Sinne von Malinowski zu erreichen, muss neben die -- Erhebung statistischer Daten und die Sammlung schriftlicher und oraler Texte auch die Beobachtung der „imponderabilia of actual life and of typical behaviour`` treten, die es erfordern kann, „to put aside the camera, notebook and pencil and to join (…) in what is going on`` (Malinowski 1922, S. 20--21).

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Bachmann, G. (2009). Teilnehmende Beobachtung. In Handbuch Methoden der Organisationsforschung (pp. 248–271). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91570-8_13

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