Einstein brauchte keinen Pressesprecher. Die heutige Wissenschaft dagegen ist auf professionelle Medienarbeit angewiesen

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Es war Anfang November 1919, als etwas äußerst Denkwürdiges für die Wissenschaft und die Wissenschafts-PR geschah: Die London Times titelte „Wissenschaftliche Revolution“, „Neue Theorie vom Universum“, „Newtons Vorstellungen umgestürzt“. Damit wurde der erste Superstar der Wissenschaft geboren – Albert Einstein. Und das ausgerechnet wegen einer Arbeit, die nur eine Handvoll Menschen weltweit überhaupt verstand. Einsteins Relativitätstheorie, die einige Jahre zuvor publiziert worden war, wurde durch eine Expedition nach Südafrika bestätigt. Dort war eine Sonnenfinsternis zu sehen, die die Gelegenheit bot, den so genannten Gravitationslinseneffekt nachzuweisen. Verkürzt dargestellt geht es dabei darum, dass das Licht von seiner geraden Bahn durch starke Schwerkraft abgelenkt wird. Praktische Relevanz damals? Null. Und doch gab es ein weltweites Medienecho – die Marke Einstein wurde geboren. Der Physiker nutzte seine Bekanntheit und nahm zu vielen politischen Fragen Stellung, obwohl ihm der Starrummel offenbar suspekt war: „Diese Welt ist ein sonderbares Narrenhaus. Gegenwärtig debattiert jeder Kutscher und jeder Kellner, ob die Relativitätstheorie richtig sei.“ (Albert Einstein am 12. September 1920, zitiert nach W. Gerischer-Landrock, 17.03.2008 im Österreichischen Rundfunk ORF, http://oe1.orf.at/artikel/206998) Der Personenkult um Einstein verstärkte sich mit der Verleihung des Nobelpreises im Jahr 1922 nochmals. Grundlagenforschung war spannend, revolutionär – und sie war ein Massenthema. Noch etwas kommt hinzu: Forschung war etwas, auf das man stolz war, das ein Land sich leistete.

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Mayer, K. U. (2012). Einstein brauchte keinen Pressesprecher. Die heutige Wissenschaft dagegen ist auf professionelle Medienarbeit angewiesen. In Handbuch Wissenschaftskommunikation (pp. 19–25). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18927-7_2

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