Die soziologischen Theorien der reflexiven Modernisierung beschreiben die abendländische Gesellschaft des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts als eine mit sich selbst konfrontierte Moderne, die sich mit den eigenen Grundprinzipien auseinandersetzt. Giddens (1991, S. 3) sieht die moderne Gesellschaft in einer Entwicklungsphase, „in which the consequences of modernity are becoming more radicalized and universalized than before“. Die Enttraditionalisierung erfaßt alle Lebensbereiche, keine Selbstverständlichkeit bleibt von reflexiver Entzauberung ausgenommen. Die Optionen und Weltdeutungsangebote sind bis zur Unübersichtlichkeit gesteigert, Sicherheiten zerbrechen. Der Alltag wird entroutinisiert, kollektive Habitualisierungen werden mürbe. Soweit die einschlägigen Diagnosen, die aber nicht versäumen, zugleich auf die Rückseite der Freisetzung aus Traditionen hinzuweisen, auf die Ambivalenzen der Moderne – auf „riskante Freiheiten“ und „riskante Chancen“, auf die „Tyrannei der Möglichkeiten“ (vgl. Beck/Beck-Gernsheim 1994; Giddens 1991; Gross 1994; Hitzler/Honer 1994; Keupp 1994).
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Meuser, M. (2010). Schluß: Freisetzung aus Traditionen? Krise des Mannes? Ein modernisierungstheoretisches Resümee. In Geschlecht und Männlichkeit (pp. 319–328). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92046-7_4
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