Wenn man Organisationen als soziale Systeme versteht, die sich auf der Basis von Entscheidungen reproduzieren, dann räumt man dem Thema der „Unsicherheit`` eine zentrale Bedeutung ein. Entscheidungen dienen zunächst der Unsicherheitsabsorption. Sie reduzieren einerseits Unsicherheit, aber man gelangt nicht einfach ins Reich der Sicherheit --Entscheidungen hätten auch anders ausfallen können und vielleicht anders ausfallen sollen. Insofern schaffen Entscheidungen andererseits auch neue Unsicherheiten. Am Beispiel aktueller Reformprozesse in Universitäten zeigt dieser Beitrag, wie durch die vielfältigen Reformmaßnahmen der letzten Jahre die organisationalen Voraussetzungen von Universitäten, also Entscheidungsprämissen zur Unsicherheitsabsorption, verändert wurden und welche Konsequenzen sich daraus für organisationale Strukturen und Arbeitspraxen der dort beschäftigten Professionellen ergeben. Anhand einer empirischen Untersuchung wird die These plausibilisiert, dass die gegenwärtige Reformen einen Versuch darstellen, Universitäten berechenbarer zu machen, ihr Unsicherheitsniveau zu reduzieren, dieser Versuch aber nur begrenzt die Arbeitspraxis in Lehre und Forschung erreicht und im Endeffekt zum Aufbrechen neuer Unsicherheitszonen führt.
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Lohr, K., Hilbrich, R., & Peetz, T. (2015). Das Ende der Unsicherheit? Beobachtungen aus der reformierten Universität. In Organisation und Unsicherheit (pp. 123–138). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19237-6_8
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