Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage nach den Ursachen und einer angemessenen Erklärung der Formulierungseffekte beim sogenannten Asian-Disease-Problem. In diesem Experiment, das zu den „Klassikern`` in der Forschung zu den Anomalien der Entscheidungstheorie gehört, wird die Relevanz sprachlicher Unterschiede in der Ergebnisdarstellung für das menschliche Entscheidungsverhalten festgestellt. Die Formulierungseffekte werden als massive Widerlegung des ökonomischen Erklärungsmodells interpretiert und zugleich als Beleg für die Gültigkeit der Framing-Hypothese im Rahmen der Prospekt-Theorie angesehen. Die vorliegende Untersuchung zeigt allerdings auf der Basis variierter Versionen des Experiments, daßdie Prospekt-Theorie keine angemessene Erklärung des Ausgangsphänomens bietet. Die Ergebnisse können vielmehr als das Resultat selektiver Informationsverfügbarkeit und daraus resultierender Ergebnisunsicherheit (Ambiguität) erklärt werden. Obwohl dem Faktor der Ambiguität im Rahmen konventioneller Rational-Choice-Erklärungen bisher kaum eine eigenständige theoretische Bedeutung zugemessen wird, kann dessen Entscheidungsrelevanz durch geringfügige Zusatzannahmen über die Art der Prozesse bei der Ausbildung subjektiver „beliefs„ in das Grundmodell integriert werden.1
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Stocké, V. (1998). Framing oder Informationsknappheit? Zur Erklärung der Formulierungseffekte beim Asian-Disease-Problem. In Anomalien in Handlungs- und Entscheidungstheorien (pp. 197–218). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-663-09271-1_9
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