Was sich einem Historiker der Wirtschaftssoziologie umgehend offenbart, ist die Diskontinuität zwischen der klassischen Wirtschaftssoziologie, die ihren Höhepunkt mit Max Weber erreichte, und der zeitgenössischen Wirtschaftssoziologie, die Mitte der 1980er Jahre scheinbar aus dem Nichts und ohne jede erkennbare Verbindung mit der Vergangenheit entstanden ist. Bei näherer Betrachtung erscheint es jedoch kaum vorstellbar, dass die Neue Wirtschaftssoziologie1, die sich unter diesem Begriff in den Vereinigten Staaten einen Namen gemacht hat, überhaupt keine Beziehung zur Vergangenheit gehabt haben soll. Dieser Aufsatz versucht, eine solche Verbindung offen zu legen und insbesondere zu zeigen, in welchem Ausmaß die zeitgenössische {US}-amerikanische Wirtschaftssoziologie an das Werk Max Webers anschließt. Was eine solche Vorgehensweise motiviert, ist die Tatsache, dass Weber die Wirtschaftssoziologie begründete und sein Beitrag immer noch für eine Wirtschaftssoziologie, wie sie besser nicht sein könnte, steht. Sein Werk zu ignorieren würde bedeuten, die Wirtschaftssoziologie ärmer zu machen, und zwingt zudem heutige Wirtschaftssoziologen dazu, das Rad in mancherlei Hinsicht neu zu erfinden.
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Swedberg, R. (2008). Die Neue Wirtschaftssoziologie und das Erbe Max Webers. In Handbuch der Wirtschaftssoziologie (pp. 45–61). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90905-9_3
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