Da Pilze ca. 25 % der Biomasse der Erde ausmachen, ist es nicht verwunderlich, dass der Mensch permanent und in vielfältiger Weise Kontakt mit ihnen hat, z. B. durch Inhalation pilzsporenhaltiger Luft oder durch Lebensmittel, die mithilfe von Pilzen hergestellt wurden (z. B. Bier, Käse, Wurst). Außerdem werden Pilze im großen Maßstab biotechnologisch zur Herstellung diverser Biochemikalien eingesetzt, u. a. von Pharmaka wie Antibiotika. Demgegenüber ist die direkte Schädigung des Menschen durch Pilze als sehr gering einzustufen; hier lassen sich 4 Erkrankungsformen (Mykopathien) unterscheiden: # Mykoallergosen – allergische Reaktion auf inhalierte oder ingestierte Pilzbestandteile # Mykotoxikosen – chronische Schädigung durch Kontakt mit Mykotoxinen (z. B. mit toxinbildenden Pilzen kontaminierte Lebensmittel) # Myzetismus – akute Vergiftung durch Verzehr von Giftpilzen # Mykosen – Bildung von Pilzmyzel (»fungus ball«) in luftgefüllten Hohlräumen ohne größere Schädigung des Wirtes (Mykotisation), mukokutane Besiedlung (Soor, Tinea) und davon ausgehend invasive Mykosen mit Wachstum des Pilzes in inneren Organen und weiterer Dissemination über das Blutgefäßsystem. Trotz der Vielzahl existierender Pilzarten verursachen nur wenige Spezies derartige Erkrankungen. So verursachen z. B. Candida albicans (Hefe), Aspergillus fumigatus (fadenförmig wachsender Schimmelpilz) und der Hauterkrankungen hervorrufende Dermatophyt Trichophyton rubrum mehr als 60 % der bei uns diagnostizierten Mykosen. Diese und weitere wichtige humanpathogene Pilze werden detailliert in Kap. 77 bis Kap. 80 besprochen. Im vorliegenden Kapitel werden die anderen 3 Mykopathien sowie die vielfältigen Interaktionen des Menschen mit Pilzen thematisiert, u. a. um ein besseres Verständnis der potenziellen Übertragungswege und Probleme beim Nachweis von Pilzen beim Patienten zu ermöglichen.
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Haase, G. (2016). Pilze: Vorkommen und Bedeutung für den Menschen (pp. 603–607). https://doi.org/10.1007/978-3-662-48678-8_75
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