Als ich in den 1990er Jahren begann, mich mit der Geschichte der Einwanderung in den USA zu beschäftigen, war ich irritiert darüber, dass es in der US-amerikanischen Soziologie üblich ist, den Begriff ‚Rasse‘ zur wissenschaftlichen Analyse zu verwenden. Für mich war das Wort ‚Rasse‘ gewissermaßen tabu, desavouiert durch die Nazi-Ideologie. Wenn schon auf eine unterstellte Abstammungsgemeinsamkeit einer Großgruppe rekurriert werden sollte, so verwendete ich das Konzept ‚Ethnizität‘. Auch dies war jedoch in den 1990er Jahren noch eher ungewöhnlich und die Verwendung dieses Begriffes verbreitete sich in der deutschen Soziologie eher langsam. In der US-amerikanischen Soziologie werden jedoch beide Begriffe, ‚Rasse‘ sowie ‚Ethnizität‘, zur Bezeichnung von Großgruppenstrukturen schon lange und häufig verwendet. Im Folgenden soll deshalb der Gebrauch dieser Begriffe in der US-amerikanischen Soziologie etwas genauer betrachtet werden. Es wird der Frage nachgegangen, welche Gruppenformationen in der Geschichte der US-amerikanischen Soziologie mit den Begriffen ‚Rasse‘ bzw. ‚Ethnizität‘ bezeichnet wurden und mit welchen Begründungen dies geschah.
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Bös, M. (2010). ‚Rasse‘ und ‚Ethnizität‘ W.E.B. Du Bois und die wissenschaftliche Konstruktion sozialer Großgruppen in der Geschichte der US-amerikanischen Soziologie. In Ethnowissen (pp. 37–59). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92449-6_2
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