Der mit dem Binnenmarktprojekt von 1985 ausgelöste europäische Integrationsschub hat das theoretische Interesse an der EU deutlich belebt. Nicht nur sind die traditionellen intergouvernementalistischen und funktionalistischen Integrationstheorien weiterentwickelt worden. Hinzugekommen sind neue theoretische Paradigmen wie der Konstruktivismus, oder Ansätze, die ihre Impulse weniger aus den Internationalen Beziehungen (IB) denn aus der vergleichenden Regierungslehre beziehen. Trotz aller Unterschiede ist diesen Ansätzen eines gemeinsam: Sie sind in der Regel nicht darauf ausgerichtet, die Macht- und Herrschaftsverhältnisse in der EU kritisch zu hinterfragen und nach Alternativen zu suchen. Dies jedoch ist das Anliegen eines kritischen Forschungsprogramms, welches die Konzepte des italienischen marxistischen Theoretikers Antonio Gramsci (1891--1937) für die Analyse der europäischen Integration nutzbar macht. Von entscheidender Bedeutung ist dabei insbesondere seine Politik- und Staatstheorie, ein in marxistischen Arbeiten bis dahin eher vernachlässigtes Feld.
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Bohle, D. (2005). Neogramscianismus. In Theorien der Europäischen Integration (pp. 197–221). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-663-11642-4_8
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