Aus verhaltenswissenschaftlicher Perspektive wird ein Überblick über sportpsychologische und sportwissenschaftliche Ansätze und Befunde zur Untersuchung von Informationsverarbeitungsprozessen im Sport gegeben. Dazu wird zunächst die historische Debatte über den Einfluss zentraler bzw. peripherer Prozesse bei sportmotorischem Verhalten nach dem "Open- versus Closed-Loop-Konzept" skizziert. Weiterhin werden mit Bezug auf die Struktur kognitiver Prozesse Themen zur Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, zum Denken, Urteilen und Entscheiden (statische versus dynamische und deterministische versus probabilistische Modelle, sozialer Kognitionsansatz), zu Wissensrepräsentationen (Unterscheidung zwischen prozeduralem, deklarativem und episodischem Wissen, Frame-Konzept für die Darstellung bewegungsbezogener Wissensrepräsentationen aus handlungstheoretischer Sicht) sowie zur impliziten und expliziten Kontrolle (Zwei-Prozess-Modelle zur Aufmerksamkeit, zum Gedächtnis und zu Entscheidungen) dargestellt. Abschließend wird ein konzeptueller Rahmen zu einer interaktionistischen Sichtweise der Informationsverarbeitung entwickelt, der Bausteine von Heuristiken in Beziehung zu Informationsverarbeitungsprozessen und Fertigkeiten setzt und die Informationsstruktur in der Umwelt berücksichtigt. Als sportpsychologische Beispiele für dieses interaktionistische Modell werden der "Less-Is-More-Effekt" (geringe Rückmeldefrequenz führt zum besseren Erlernen von Bewegungen, weniger Informationen über Handlungsalternative bzw. weniger generierte Handlungsoptionen resultieren in besseren Entscheidungen bzw. einer besseren Handlungsauswahl) und der "Contextual-Interference-Effekt" (bessere langfristige Lernleistungen bei hoher Übungsvariabilität beim motorischen Lernen aufgrund von Vergessensprozessen) erläutert.
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Wende, I. (1997). Informationsverarbeitung. In Klein Einführung in die DIN-Normen (pp. 33–59). Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-663-01217-7_6
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