Auf der Basis von eineinhalb Jahren ethnographischer Feldarbeit in Ökologie-Gruppen und vierzig qualitativen Interviews mit Umwelt- und Naturschützem wird untersucht, wie die Akteure dieser Gruppen ihre Gruppenarbeit verstehen. Es wird ferner der Frage nachgegangen, ob es sich bei dem ökologischen Protest um einen „institutionalisierten“ und „verwissenschaftlichten“ oder aber um einen romantischen, antimodemistischen Protest handelt. In der Untersuchung konnte gezeigt werden, daß (wissenschaftliches) Wissen im Gruppengeschehen und im Selbstverständnis der Gruppen eine zentrale Stellung einnimmt. Die Akteure vermitteln sich gegenseitig und erwerben gemeinsam (möglichst wissenschaftlich fundiertes) umwelt- und naturschutzrelevantes Wissen, um dieses Wissen dann an die Öffentlichkeit weiterzuvermitteln. Eine Analyse der in den Interviews formulierten Ziele und Utopien ergab, daß die Wirklichkeitsdeutungen der Akteure aber auch „religiöse“ Dimensionen im Sinne des weiten Religionsbegriffs von Luckmann enthalten. So sind etwa Ganzheitlichkeitsvorstellungen oder ist das Ideal des asketischen Lebens typisch für die Sinnwelt von Umwelt- und Naturschützern.
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Christmann, G. B. (1992). Wissenschaftlichkeit und Religion: Über die Janusköpfigkeit der Sinnwelt von Umwelt- und Naturschützern. Zeitschrift Für Soziologie, 21(3), 200–211. https://doi.org/10.1515/zfsoz-1992-0304
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