Klinische Diagnostik und Probennahme

  • Heim A
  • Ziesing S
  • Vonberg R
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Abstract

Der Nachweis von Infektionserregern stellt einen wesentlichen Teil der ärztlichen Tätigkeit dar. Neue Infektionserreger und Risikofaktoren für Infektionen, veränderte Epidemiologien und die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen erfordern eine laufende Weiterbildung in der Infektiologie für ein sicheres und effizientes Management von Infektio-nen. Diagnostische Verfahren werden ständig weiterentwickelt. Da-durch wird eine spezifischere und schnellere Diagnostik ermöglicht, die eine Basis für eine erfolgreiche Therapie und die Begrenzung der Weiterverbreitung von Infektionen ist. Die infektiologische Diagnostik ist ein komplexer Prozess. Im Rahmen der Anamneseerhebung und der körperlichen Untersuchung ergibt sich ggf. der Verdacht auf eine Infektion. Oft werden dann Laborunter-suchungen notwendig, um den Erregernachweis zu führen. Darüber hinaus gibt es auch ohne Vorliegen einer akuten Infektionssymptoma-tik eine Reihe von Indikationen zu Labordiagnostik. Durch die Untersuchung von Untersuchungsmaterialen des Patienten im Labor soll die Verdachtsdiagnose gestützt bzw. wenn möglich sogar gesichert werden. Fehler bei der Entnahme, der Lagerung oder des Transports einer Probe können das Ergebnis der Untersuchung jedoch stark verfälschen oder den Nachweis einzelner Erreger sogar unmög-lich machen. In diesem Kapitel werden daher für die Präanalytik wich-tige Gesichtspunkte behandelt. 17.1 Indikationen zur infektiologischen Diagnostik j Erregernachweis und Therapieempfehlung bei Vorliegen einer akuten Infektion Häufig sind es Beschwerden des Patienten, die ihn zu einer ärztli-chen Konsultation veranlassen (z. B. akut aufgetretene Diarrhö). Der Arzt veranlasst dann auf Basis seiner differenzialdiagnostischen Überlegungen eine infektiologische Labordiagnostik. Manchmal wird jedoch auch aufgrund einer Erkrankung primär eine antimikrobielle Therapie begonnen. Gegen einen Therapie-beginn vor Abschluss der infektiologischen Diagnostik ist nichts einzuwenden, wenn vor Therapiebeginn die notwendigen Proben zum Nachweis des Erregers entnommen wurden. Unterbleibt dies, ist es aus mehreren Gründen von Nachteil: Wegen Unkenntnis des tatsächlichen Erregers wird häufig zuerst ein Therapieregime gewählt, das ein möglichst großes Keimspektrum erfasst. Unter-bleibt jedoch die adäquate Infektionsdiagnostik, ist im weiteren Verlauf ein Wechsel auf eine gezielte Therapie nicht möglich, da weder der Erreger noch dessen Empfindlichkeit gegenüber Antibio-tika bekannt werden. Die dann meist über längere Zeit angewen-deten Antibiotika mit breitem Wirkungsspektrum begünstigen das Wachstum resistenter Erreger (Selektionsdruck), verursachen ver-meidbare Kosten und sind häufig sogar schlechter wirksam als ein auf die Behandlung des spezifischen Erregers abgestimmtes Präparat. Falls bei der Erkrankung eine Virusinfektion differenzial-diagnostisch infrage kommt, eine virologische Diagnostik aber unterbleibt, werden Antibiotika vollkommen unnötig eingesetzt. Dies ist mit hohen Kosten und vermeidbarem Selektionsdruck für bakterielle Erreger verbunden. j Feststellung des Trägerstatus bei Gesunden Mitunter wird eine infektiologische Diagnostik auch ohne klinische Symptomatik durchgeführt: 4 betriebsärztliche Fragestellungen 4 Screeninguntersuchungen bei der Aufnahme in ein Kranken-haus (z. B. Suche nach Kolonisationen mit hygienerelevanten Erregern) 4 Untersuchungen von Kontaktpersonen von infizierten Patienten 4 Überwachung der Kolonisation besonders immunsuppri-mierter Personen j Überprüfung von Immun-bzw. Impfstatus Die Überprüfung des Immunstatus gegenüber bestimmten Krank-heitserregern, bedingt durch frühere Infektion oder Impfung, ist oft indiziert. So ist z. B. im Rahmen einer Schwangerschaftsvorsorge der Immunstatus der Schwangeren gegenüber dem Rötelnvirus und Toxoplasmen wichtig. Liegt keine Immunität vor, besteht die Gefahr einer intrauterinen Schädigung des ungeborenen Kindes bei Erst-infektion in der Schwangerschaft. Weitere Beispiele betreffen den Impfschutz gegenüber dem Hepatitis-B-Virus für medizinisches Personal oder den Tetanusimpfschutz bei Patienten mit verunreinig-ten Wunden.

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APA

Heim, A., Ziesing, S., & Vonberg, R.-P. (2016). Klinische Diagnostik und Probennahme (pp. 123–129). https://doi.org/10.1007/978-3-662-48678-8_17

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