„Wir werden nicht als Frauen geboren, wir werden zu Frauen gemacht“. Dies schrieb eine der Wegbereiterinnen der zweiten Frauenbewegung, Simone de Beauvoir, im Jahre 1949 (dt. 1992, S. 265). De Beauvoir formuliert in diesem knappen Satz ein radikales Statement zur Geschlechterfrage, das auch von jeder der in diesem Komplex behandelten Autorinnen stammen könnte. Die Aussage, daß Frauen ‚gemacht‘ werden, hat bis heute nichts von ihrer alltagsweltlichen wie wissenschaftlichen Brisanz verloren. Beauvoir argumentiert, daß Menschen durch Erziehung, Traditionen, Normen, Institutionen und Ideologien überhaupt erst zu Frauen (und Männern) werden. Sie meint damit, daß weibliche Säuglinge nicht qua Natur oder Schicksal die Bestimmung in sich tragen, Hausfrauen oder liebende Mütter zu werden. Vielmehr zielt de Beauvoir auf das soziale Gewordensein dessen ab, was zu einem jeweiligen historischem Zeitpunkt mit ‚Frau-Sein‘ assoziiert wird.
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Villa, P.-I. (2001). Soziale Konstruktion: Wie Geschlecht gemacht wird. In Dis/Kontinuitäten: Feministische Theorie (pp. 17–86). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-94971-4_2
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