Hat sich die Unabhängigkeitsstrategie der FDP bei der letzten Bundestagswahl ausgezahlt? Wäre die FDP erfolgreicher gewesen, wenn sie im Vorfeld klar signalisiert hätte, dass sie eine Koalition mit der Union anstrebt? Wie war das bei den Grünen, die ja im Gegensatz zur FDP keine Zweifel aufkommen ließen? Natürlich können wir nicht wie in einer Simulation oder einem Experiment einfach den Wahlkampf wiederholen und noch einmal wählen lassen. Um eine befriedigende Antwort auf diese Frage zu finden, vergleichen wir den Kontext der Bundestagswahl 2002 mit den zurückliegenden Bundestagswahlen. Aus dem Längsschnittvergleich versuchen wir Rückschlüsse auf den substanziellen Einfluss von strategischem Stimmensplitting im Sinne einer Koalitionswahl auf das Wahlergebnis gerade der kleinen Parteien zu ziehen. Um unsere Forschungsfrage zu beantworten und substanzielle Schlüsse ziehen zu können, muss zuerst klar sein, in welcher Form und warum Stimmensplitting relevant sein kann, welche Rolle dabei Koalitionsabsprachen vor einer jeden Wahl spielen und, schließlich, welche alternativen Erklärungsmöglichkeiten die Literatur zum Thema Stimmensplitting und strategischem Wählen anzubieten hat. Nur wenn wir auch die Wirkung alternativer und zum Teil konkurrierender Hypothesen zulassen, können wir unserer Schlussfolgerungen sicher sein.
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Gschwend, T., & Pappi, F. U. (2004). Stimmensplitting und Koalitionswahl. In Die Bundestagswahl 2002 (pp. 167–183). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80998-8_8
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