War die Diskursanalyse im Anschluss an Foucault noch bis vor einem Jahrzehnt so gut wie unbekannt in der Politikwissenschaft (als ein Versuch vgl. Waldschmidt 1997), so ist sie heute vermutlich eine der insbesondere von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern am häufigsten angewendeten Methoden. Dies erstaunt insofern, als man von einem didaktisch gut aufbereiteten, leicht handhabbaren Programm eigentlich nicht sprechen kann, auch wenn in jüngster Zeit einige hilfreiche Bemühungen unternommen wurden, um Diskurstheorie und -analyse dem deutschsprachigen Publikum zu vermitteln (Keller 2004, 2005; Keller et al. 2001, 2004). Dessen ungeachtet lässt sich die aktuelle Situation so darstellen: Öfters findet man verkürzte Rezeptionen der zu Grunde gelegten Methodologie, selbst gebastelte Methodendesigns und Forschungsergebnisse, die zwar als gedankliche Konstrukte zu überzeugen vermögen, jedoch unzureichend empirisch abgeleitet sind. An dieser — zugegeben: pointiert formulierten — Diagnose möchten wir im folgenden ansetzen, indem wir anhand eigener Forschungspraxis methodologische Überlegungen zu einer grundlegenden Frage anstellen, die jeden, der Diskursanalyse in Angriff nehmen möchte, umtreibt, nämlich zu der Gretchenfrage der Diskursanalytikerin und des Diskursanalytikers: Was ist das eigentlich, ein Diskurs?
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Waldschmidt, A., Klein, A., Körte, M. T., & Dalman, S. (2007). Ist „Bioethik“ ein „Diskurs“? Methodologische Reflexionen am Beispiel des Internetforums 1000 Fragen zur Bioethik. In Foucault: Diskursanalyse der Politik (pp. 191–209). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90475-7_9
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