Der Beitrag untersucht Auswahlverfahren an Kunsthochschulen im Hinblick auf unterschiedliche Situationen und Praktiken der Bewertung und fragt weiter nach deren Bedeutung für die (Re-)Produktion von sozialen Ungleichheiten. In einer rechtfertigungstheoretischen Perspektive werden Aufnahmeprüfungen an Kunsthochschulen als schulische Entscheidungssituationen konzipiert, in denen die Wertigkeit der KandidatInnen durch Bezugnahme auf einen innerhalb der Schulwelt anerkannten Maßstab geprüft und beurteilt wird. Argumentativ beziehen sich die Jury-Mitglieder zentral auf die Schulwelten der Inspiration und der künstlerischen Gemeinschaft, um die Auswahl von bestimmten KandidatInnen gegenüber den hochschulrelevanten Umwelten zu begründen. Mit dem Konzept der Bewertungskette beschreiben wir, wie KandidatInnen immer wieder von neuem begutachtet, d.h. ihnen permanent neue Qualitäten zugeschrieben und einmal attribuierte „Größen“ transformiert werden. Durch das Zusammenstellen einer Gruppe im Sinne einer künstlerischen Gemeinschaft muss die Heterogenität der KandidatInnen reduziert werden, wodurch Ungleichheit im Prozess der Aufnahmeverfahren (re-)produziert wird. Als Ergebnis dieses Prozesses steht der Heterogenität „künstlerischer Eignungen“ zu Beginn der Aufnahmeverfahren die Homogenität des sozialen Körpers an deren Ende entgegen.
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Saner, P. (2019). Das Unbestimmbare bewerten. Aufnahmeverfahren an Kunsthochschulen aus rechtfertigungstheoretischer Perspektive. In Bildung und Konventionen (pp. 179–203). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23301-3_6
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