Das Leben in der zweitmodernen Gesellschaft ist bekanntlich nicht einfach: Es strotzt vor Unsicherheiten, Ambivalenzen, Ambiguitäten (Bauman 2007); und solche Schwierigkeiten treffen auch die modernen Vergemeinschaftungs-Variationen.1 Die Lösung ist die temporäre Vergemeinschaftung. Mit ihr hat man beides: im lockeren Alltagstreiben die Liquiditäten und Unverbindlichkeiten, eine Situation, in der man sich an nichts halten muss, aber alles beanspruchen kann; und in den aus der Zeit gebrochenen Events das freigewählte Erleben von Gemeinsamkeit, deren Verbindlichkeit durch einen Blick auf die Uhr ausgelöscht werden kann. Freisetzung des Individuums und Einbettung in die Masse; Gemeinschaftlichkeit ohne Nachteile; zugleich ganz für sich und ganz mit den anderen sein man kann alles haben, und das sofort. Welch großartige Lösung für eine Gesellschaft, die eine Versagung jedweder Option als Skandal empfindet und die trade-offs des Lebens illusionistisch wegwischt.2
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Prisching, M. (2009). Paradoxien der Vergemeinschaftung. In Posttraditionale Gemeinschaften (pp. 35–54). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91780-1_2
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