Europäisierung durch Medien: Ansätze und Erkenntnisse der Öffentlichkeitsforschung

  • Latzer M
  • Saurwein F
N/ACitations
Citations of this article
19Readers
Mendeley users who have this article in their library.
Get full text

Abstract

Schön normativ: "Für die Entstehung europäischer Öffentlichkeit und für die Demokratisierung der Europäischen Union zeichnen Politik durch institutionelle Reformen und Responsivität, Medien durch Aufmerksamkeit, Kritik und Kontrolle sowie Bürgerinnen und Bürger durch Interesse und Beteiligung gemeinsam verantwortlich. Das Zusammenspiel von Bürgerinnen und Bürgern mit Politik und Medien vollzieht sich v.a. im Kommunikationsraum, der als Öffentlichkeit bezeichnet wird. Ihre zentrale Bedeutung liegt in den demokratiepolitischen und sozialen Funktionen der Legitimation und Integration" (Latzer/Saurwein 2006: 10). - Öffentlichkeitsdefizit als Stolperstein auf dem Weg zur Demokratisierung der EU? - Vorstellung von verschiedenen Öffentlichkeitsarenen/Teilöffentlichkeiten: "Medien, vor allem Leitmedien, spielen für die Öffentlichkeit eine zentrale Rolle, weil sie Diskurse aus anderen Öffentlichkeitsarenen aufnehmen, filtern, zu massenmedial beobachtbaren Kommunikationsereignissen bündeln und dadurch Anschlusskommunikation in anderen Arenen und auf den unterschiedlichen Ebenen des politischen Systems auslösen können" (Latzer/Saurwein 2006: 12). - Funktionen von Öffentlichkeit: politische Legitimation und soziale Integration (müssen die zwei gezwungen getrennt behandelt werden?) politische Dimension: zentrale Bedeutung der politischen Öffentlichkeit in den Funktionen von Informationsvermittlung, Transparenz, Kritik, Kontrolle, Meinungsaustausch und Meinungsbildung. Legitimität und Qualität politischer Ordnung -> Ansatz für Europa: Ohne europäische Demokratietheorie keine Theorie europäischer Öffentlichkeit (ich würde anders argumentieren: ohne europäische Öffentlichkeit keine D-Theorie!); Problem des Fehlens einer Demokratietheorie für transnationale Räume! (Latzer/Saurwein 2006: 15). ÜBERPRÜFEN! soziale Dimension: "Öffentlichkeit, verstanden als Verständigungsprozess der Gesellschaft über sich selbst, dient auch der gesellschaftlichen Wirklichkeitskonstruktionen, der Verhandlung von Regeln und Normen des gesellschaftlichen Zusammenlebens sowie der Überprüfung kultureller Ziele und der Schaffung kultureller Identitäten. Die Konstruktion von Identität in einem durch Medien geschaffenen symbolischen Raum, auf den sich die sozialen Subjekte beziehen können (medialer Identitätsraum), ist als wesentliches Element der Formierung europäischer Öffentlichkeit in der Analyse ebenso zu berücksichtigen, wie die Grenzziehungen in diesem Prozess der symbolischen Raumkonstruktion, mit denen festgelegt wird, welche Subjekte den Raum bewohnen, und wem eine europäische Identität zugesprochen (Cultural Citizenship) (Latzer/Saurwein 2006: 14). dazu Elisabeth Klaus in diesem Band - Europäisierung von Öffentlichkeit: Entwicklungspfade und Indikatoren: Zugänge zur Analyse von europäischer Öffentlichkeit: 1. inhaltliche/kulturelle Ö-Konzepte: kulturelle Faktoren im Vordergrund; diese ermöglichen oder erschweren Kommunikation und Verständigung (historische Erfahrungen, Traditionen, Geschichtsbilder, Identität) 2. institutionelle/infrastrukturelle ÖK beschreiben die organisatorische Infrastruktur der politischen Institutionen und Medienorganisationen und analysieren hemmende und fördernde Faktoren für Europäisierung 3. diskursive/prozessuale ÖK stellen die (transnationalen) Kommunikationsprozesse (v.a. Medieninhalte) in den Mittelpunkt -> zwei Entwicklungspfade für europ. Öffentlichkeit: 1. Etablierung einer länderübergreifenden, pan-europäischen Öffentlichkeit auf Basis eines einheitlichen Mediensystems 2. Europäisierung nationaler Öffentlichkeiten durch die Thematisierung europäischer Themen in den jeweiligen nationalen Medien und die Bewertung dieser Themen unter einer europäischen, nicht nationalstaatlichen Perspektive. -> Pan-Europäische Öffentlichkeit weit weniger wahrscheinlich. Hauptaugenmerk der Forschungen darum auf Pkt. 2: "Mediale Aufmerksamkeit für europäische Politik im nationalen Kontext, transnationale Symbolisierung und Interaktion können als die ersten drei Stufen in Europäisierungsprozessen bezeichnet werden" (Latzer/Saurwein 2006: 18). "Die Variante einer umfassend integrierten europäischen Öffentlichkeit auf Basis eines pan-europäischen Mediensystems ist empirisch unwahrscheinlich und für die Entstehung europäischer Öffentlichkeit auch nicht notwendig. Die sprachliche und kulturelle Heteogenität Europas wirken einem pan-europäischen Mediensystem ebenso entgegen, wie die historisch gewachsene nationale Fixierung des Journalismus entlang lokal, regional und national gebundeneer Publikumsinteressen (Nachrichtenfaktoren: Nähe, Betroffenheit). Auch das kulturell und politisch-organisatorisch differenzierte journalistische Berufsrollenverständnis bringt Probleme bei der Entwicklung pan-europäischer Medien" (Latzer/Saurwein 2006: 25-26). "Die zahlreichen Flops und die wenigen erfolgreichen Beispiele transeuropäischer Zeitungen und Fernsehkanäle werden häufig als empirische Belege für die Unwahrscheinlichkeit eines pan-europäischen Medienystems angeführt. Transeuropäische Veranstalter etablieren sich vorwiegend Programmsparten, die mit wenig Sprache auskommen, wie zB Musik- und Sportkanäle" (Latzer/Saurwein 2006: 26). -> Dies rückt die Variante europäisierter und transnational verschränkter, nationaler Öffentlichkeiten in den Vordergrund! - Empirische Ansätze europäischer Öffentlichkeit "Einige Ergebnisse indizieren, dass 'Ansätze' europäischer Öffentlichkeit erkennbar sind, beispielsweise in institutionalisierten Kommunikationsnetzwerken, die sich im Umfeld der EU-Institutionen und im Vorfeld europapolitischer Entscheidungen bilden, in spezialisierten international orientierten Medien, die sich an ein internationales Publikum wenden, in einem vergleichsweise hohen Anteil an Europaberichterstattung in der nationalen Qualitätspresse, in Formen von Bewegungskulturen und Bewegungsöffentlichkeiten, die als einfache und mittlere Öffentlichkeiten unterhalb der komplexen massenmedialen Öffentlichkeit anzusiedeln sind, und in transnationalen Unterhaltungsmedien, Medienereignissen und populärkulturellen Programmen, die in die Schaffung einer europäischen Öffentlichkeit involviert sind" (Latzer/Saurwein 2006: 21). ABER: häufig abgeschlossene, oft auf Eliten oder Interessegrupen beschränkte Öffentlichkeitsarenen (Eliteöffentlichkeiten): werden den normativen Anforderungen von Offenheit, Inklusion, Breite häufig nicht gerecht; ein breiter europäischer Massenkommunikationsraum ist nicht in Sicht! Aufmerksamkeit und Synchronität: europapolitische Themen machen nach wie vor nur einen geringen Teil der Medienagenda aus, dabei ist ebenso nationale Selbstreferenzialität erkennbar: "Nationale Akteure dominieren die nationale politische Berichterstattung selbst bei europapolitischen Themen. EU-Akteure sind vergleichsweise unterrepräsentiert" (Latzer/Saurwein 2006: 22). Interaktionsmuster und -dichte: Ansätze transnationaler Kommunikations- und Meinungsbildungsprozesse sind bei besonders sensiblen Themen erkennbar (Verfassung, Erweiterung, Türkei-Beitritt): "Transnationale Interaktion scheint vor allem durch grenzüberschreitende Konflitk- und Krisensituationen (konfliktinduzierte Transnationalisierung) bedingt zu sein" (Latzer/Saurwein 2006: 22). ABER: "Ein gemeinsamer, übergeordneter europäischer Blickwinkel ist trotz der oft sachlich gebotenen, transnationalen Problemstellungen nicht gegeben" (Latzer/Saurwein 2006: 22). Sprecher/Akteure sind dann auch meist aus den bevölkerungsreichen Staaten: D, FRA, GBR. --> "Als Konstante in der Debatte um die Entstehung europäischer Öffentlichkeit kann festgehalten werden, dass nie behauptet wird, Europa verfüge bereits über eine ausreichend breite, tragfähige politische Öffentlichkeit" (Latzer/Saurwein 2006: 23). - Mediale Strukturbedingungen europäischer Öffentlichkeit: "Zentrale Bedeutung für die Entwicklung europäischer Öffentlichkeit wird medialen Inhalten, Strukturbedingungen und medialem Wandel zugeschrieben" (Latzer/Saurwein 2006: 23). Potentielle Hindernisse: sozio-kulturelle Faktoren (Sprachbarrieren, unterschiedliche kulturelle Identitäten), politisch-institutionelle Faktoren (Intransparenz, mangelnde Nachrichtenwerte der europäischen Politik, zB aufgrund von Überkomplexität und Konsensorientierung, mangelnde Partizipationsmöglichkeiten), medienspezifische Faktoren (Fragmentierung der Mediensysteme, Nachfrageorientierung, Kommerzialisierung, nationalstaatliche Fixierung des Journalismus) (vgl. Latzer/Saurwein 2006: 23). so schöne Sätze wie "Öffentlichkeitsforschung muss sich auch als Massenmedienforschung verstehen" (Latzer/Saurwein 2006: 23). "Öffentlichkeit konstituiert sich unter den Bedingungen von flächenstaatlichen Massendemokratien in erster Linie als massenmediale Öffentlichkeit. Nur Massenmedien ermöglichen die dauerhafte Beobachtung von Politik durch Bürgerinnen und Bürger, denn alle Formen von Präsenzöffentlichkeit sind für diese Leistungserbringung überfordert" (Latzer/Saurwein 2006: 24). USW. - Fragmentierung: These negativer Effekte: Fragmentierung der Plattformen und des Publikums verhindere die Herausbildung konzentrierter Aufmerksamkeit auf einzelne politische Problemlagen und Entscheidungen" (Latzer/Saurwein 2006: 25). These positiver Effekte: "more publics provide more possibilities for testing the legitimacy of power". "Wenn Massenmedien wie bisher auf denselben Input der politischen Akteure zurückgreifen, dann können Bürgerinnen und Bürger auch auf unterschiedlichen Kanälen Unterschiedliches sehen, wodurch eine gemeinsame politische Öffentlichkeit erhalten bleibt" DAS IST DOCH KRUX MIT DEM GLEICHEN INPUT; UNREALISTISCH! "Fragmentierung wird auch als demokratische Arbeitsteilung beschrieben. Durch die Bildung einer Vielzahl von Publics, die sich auf bestimmte Problembereiche konzentrieren, erhöht sich die Gesamtkapazität für die Behanldung von Themen und ermöglicht spezielle Kompetenzsteigerungen durch die intensivere Beschäftigung mit bestimmten Themengebiet

Cite

CITATION STYLE

APA

Latzer, M., & Saurwein, F. (2007). Europäisierung durch Medien: Ansätze und Erkenntnisse der Öffentlichkeitsforschung. In Europäische Öffentlichkeit und medialer Wandel (pp. 10–44). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90272-2_1

Register to see more suggestions

Mendeley helps you to discover research relevant for your work.

Already have an account?

Save time finding and organizing research with Mendeley

Sign up for free