An einem Nachmittag im Spätsommer spielten zwei Kinder im Garten, während ihre Mütter, die seit vielen Jahren gut befreundet waren, auf der Terrasse Tee tranken. Colin, fünf Jahre alt, und Catherine, viereinhalb Jahre alt, hatten schon als Säuglinge zusammen gespielt. Sie teilten viele Interessen, aber sie unterschieden sich auch in mancherlei Hinsicht. Beispielsweise konnte Catherine Filme oder Fernsehsendungen, in denen es auch nur im Mindesten gewalttätig oder gruselig zuging, nicht ausstehen. Im Krabbelalter hatte sie noch nicht einmal die SesamstraÃe anschauen wollen, weil sie sich vor Oskar, dem Griesgram, sehr fürchtete. Wenn man sie bat, ihr Spiel zu unterbrechen, um sich fotografieren zu lassen, kam Catherine der Bitte gern nach und stellte sich eindrucksvoll in Pose. Colin hingegen liebte Action-Filme mit Verfolgungsjagden, Feuersbrünsten und Explosionen. Sein Spielzeuggewehr und sein Helm bezeugen, wie sehr ihn Waffen und das Militär faszinierten. Colin wollte sich zunächst nicht fotografieren lassen, und als er endlich doch einwilligte, posierte er in Angriffshaltung mit Gewehr.
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Siegler, R., Saffran, J. R., Gershoff, E. T., & Eisenberg, N. (2021). Die Entwicklung der Geschlechter. In Entwicklungspsychologie im Kindes- und Jugendalter (pp. 619–672). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-62772-3_15
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