In der hei{ß}en Phase eines Wahlkampfes kann der Leser des politischen Teils einer Tageszeitung zuweilen den Eindruck gewinnen, er habe versehentlich zum Sportteil gegriffen; auch manchen Fernsehzuschauer beschleichen in diesen Zeiten verst{ä}rkt Zweifel, anstelle der angek{ü}ndigten politischen Nachrichten werde eine Sportsendung ausgestrahlt. Denn immer wieder ist in den Berichten davon die Rede, es sei ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu beobachten, der Verfolger hole auf, im Endspurt k{ö}nne der Spitzenreiter aber seinen Vorsprung behaupten oder sogar ausbauen (siehe f{ü}r Beispiele etwa Brettschneider 2000: 484). Zumeist erweisen sich die Bedenken des Medienkonsumenten jedoch als unbegr{ü}ndet, da er es durchaus mit der Politikberichterstattung zu tun hat: Gekleidet in Metaphern, die aus Sportreportagen wohlbekannt sind, werden Ergebnisse von Meinungsumfragen zur Beliebtheit von Spitzenpolitikern oder zur Wahlabsicht der B{ü}rger beim anstehenden Urnengang dargestellt oder kommentiert.
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Schoen, H. (2002). Wirkungen von Wahlprognosen auf Wahlen. In Moderner Wahlkampf (pp. 171–191). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95052-9_9
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