Gilles Deleuze/Félix Guattari: Programmatische Bilanz für Wunschmaschinen (1972)

  • Ziemann A
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Die Wunschmaschinen haben weder mit gadgets oder Kleinsterfindungen à la Le-pine-Wettbewerb noch mit Phantasien etwas zu tun. Vielmehr, sie haben, aller-dings in einem konträren Sinne. Denn die gadgets, die trouvailles und Phantasien sind Reststücke von Wunschmaschinen, die denen des internen Marktes der Psychoanalyse unterworfen sind (es gehört zum psychoanalytischen "Vertrag", die ge-lebten Zustände des Patienten zu reduzieren und sie in Phantasien zu übersetzen). Weder lassen sich die Wunschmaschinen auf die Anpassung von realen oder von Fragmenten realer Maschinen an symbolisches Funktionieren noch auf Traum-gebilde imaginär funktionierender Phantasiemaschinen zurückführen. In beiden Fällen handelt es sich um die Verkehrung eines Produktionselements in einen in-dividuellen Konsumtionsmechanismus (die Phantasien als psychische Konsum-tion oder psychoanalytisches Stillen). Klar, daß die Psychoanalyse sich im Raum der gadgets und Phantasien wohl fühlt, kann sie hier doch ihre ganzen ödipal-kastra tiven Zwangsvorstellungen entwickeln. Aber all das sagt uns sehr wenig über die Maschine und ihre Beziehung zum Wunsch. Die künstlerische und literarische Imagination entwirft zahlreiche absurde Ma-schinen: durch Unbestimmtheit des Antriebs oder der Energiequelle, durch physi-kalische Unmöglichkeit einer Organisation der arbeitenden Teile, durch logische Unmöglichkeit des Übersetzungsmechanismus. So weist Dancer-Danger von Man Ray, untertitelt "Die Unmöglichkeit", zwei Stufen des Absurden auf: die Gruppe der Zahnräder ebenso wie das große Übersetzungsrad können nicht funktionie-ren. Soweit diese Maschine als Darstellung des Wirbelns eines spanischen Tänzers begriffen wird, kann gesagt werden: sie bringt mechanisch, durch das Absurde, die Unmöglichkeit einer Maschine zum Ausdruck, eine solche Bewegung selbst zu bewirken (der Tänzer ist keine Maschine). Aber man kann auch sagen, daß es hier eines Tänzers als Maschinenteil bedarf; daß dieses Maschinenteil nur ein Tänzer sein kann; schon haben wir die Maschine, deren Teil ein Tänzer ist. Nicht mehr

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Ziemann, A. (2019). Gilles Deleuze/Félix Guattari: Programmatische Bilanz für Wunschmaschinen (1972). In Grundlagentexte der Medienkultur (pp. 353–357). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-15787-6_44

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