[Karsten Schubert, 10-08-21]Stetter untersucht die Bedrohungen der Demokratie aus einer weltgesellschaftstheoretischen Perspektive. Dabei differenziert er das Phänomen \"Globalisierung\" in funktionale, territoriale und symbolische Entgrenzung. In einem zweiten Schritt beschreibt er Demokratie aus systemtheoretischer Sicht als Selbstbeschreibung des politischen Systems in einer voll funktional ausdifferenzierten Gesellschaft mit ihren Eigenschaften im Nationalstaat (Wahl, Machtkreislauf, Begrenzung der Politik, Gleichzeitig Adresse und Ansprechpartner für alles, Vollinklusion, crossing (Offenheit der Autopoiesis der Politik) (107). Aus dieser Perspektive ist die funktionale Entgrenzung gerade nicht eine Gefährdung der Demo, sondern erst ihre Voraussetzung. Auch territoriale (Kommunikationsmittel) und symbolische (verschiedene Identitäten, Auflösen von nur familiären Zusammenhängen) sind Voraussetzungen.Diese drei Entgrenzungsprozesse nehmen aber zu und sind dadurch eine Gefährdung der Demokratie, wenn man die nationalstaatliche Semantik zugrunde legt mit seiner starken Fokussierung auf Leitungsrollen (108). Dagegen betonen neuere Forschungen die Wichtigkeit der Publikumsrolle, durch die der Code Regierung/Opposition abgelöst werden kann. Auch Souveränität als Selbstbeschreibung des politischen Systems ist nicht notwendig mit Demokratie verbunden, sondern wird immer mehr von \"Menschenrechtenäbgelöst (109).Die zunehmende dreifache Entgrenzung bedroht die Demokratie als Dreiklang von Staatsvolk, Staatsgewalt und Staatsgebiet. Aber Demokratie muss nicht zwangsläufig an den Nationalstaat gekoppelt sein (113).Globale Demokratie? --> Resultat dreifacher Entgrenzung: 1. funktional Einhegung von Macht, 2. Vollinklusion, 3. crossing.Vor allem die Einhegung von Macht (UN etc) und das crossing (globaler öffenlticher Protest) gebe es auch auf der globalen Ebene. Hauptproblem der Demokratie sei die Vollinklusion, da die F-Diff immer größere Generealexklusionbereiche schaffe (Kettenexklusion), die zu einer dauerhaften Blockierung des Crossings führt (114). Frage nach der Demokratie in der Weltgesellschaft wird zunehmend als Frage der Vollinklusion gestellt, während die Technisierung des Codes (Regierung/Opposition) weniger wichtig ist.gute ZF am Schluss!π α: Stetter beurteilt die Möglichkeiten von Demokratie durch seinen Weg einer rein funktionalen Suche nach Äquivalenten zu optimistisch - eben weil es nur Strukturähnlichkeiten und heuristische Funktionsübersetzungen sind, aber keine wirklichen funktionalen Entsprechungen. An die Stelle von Regierung und Opposition den globalen Protest zu setzen täuscht darüber hinweg, dass der immer strukturell unterlegen bleibt (sowohl theoretisch als auch empirisch). Außerdem fordert ja grade dieser Protest eine stärkere formale Demokratisierung - Demokratisierung schon in der Forderung nach Demokratie zu sehen ist gewisserweise paradox.φ π α ζ
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Stetter, S. (2008). Entgrenzungen in der Weltgesellschaft. Eine Bedrohung für die Demokratie? In Bedrohungen der Demokratie (pp. 99–118). VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-91156-4_6
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