Diaspora und Entwicklungszusammenarbeit

  • Aikins J
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Abstract

Seit etwa 15 Jahren r€ ucken Diasporas als AkteurInnen immer stärker ins Interesse der Entwicklungspo-litik und -forschung. Einen wichtigen Impuls hierf€ ur lieferte die Feststellung, dass Remittances, also die R€ uck€ uberweisungen von MigrantIinnen und anderen Diaspora-Angehörigen in ihre Herkunfts-bzw. Bezugsländer, die Summe der dorthin geflossenen bi-und multilateralen ODA bei weitem € ubersteigt. In der Folge r€ uckten nacheinander Aspekte wie die Summen und Verwendungen der getätigten R€ uck€ uberweisungen, herkunftslandbezogene Aktivitäten jenseits dieser Geldsendungen, die Möglich-keiten der Zusammenarbeit von Diaspora-mit Geberorganisationen bei Projekten in den jeweiligen Herkunfts-oder Bezugsländern sowie die wachsende Zahl an gezielten Diaspora-Politiken insbesondere in Ländern des globalen S€ udens in den Fokus der Forschung sowie der politischen Gestaltung. Diaspora-Angehörige waren und sind jedoch nicht nur Objekte entwicklungspolitischer Interventionen, sondern eigenständige AkteurInnen, die ihre Eigeninteressen, sozialen Obligationen und praktische Solidarität im vermachteten Feld von Entwicklungspolitik teils im Windschatten von, teils in Opposition zu und teils weit jenseits dominanter Entwicklungspolitik verfolgen. Der Fokus auf Diasporas ist eine konzeptionelle und theoretische Neuorientierung des " Migrations-Entwicklungs-Nexus " (Faist 2008), der im Rahmen einer transnationalen Forschungsperspektive die Wichtigkeit von dichten und dauerhaften sozialen, ökonomischen und politischen Verbindungen € uber nationalstaatliche Grenzen hinweg betont und deren Ausgestaltung zum Gegenstand von Forschung macht. Der € uber einen eng gefassten migrationspolitischen Fokus hinausweisende akademische und politische Trend, der Diasporas als " neue " AkteurInnen ausmacht, deren " Potential " es nun zu beschrei-ben und zu nutzen gelte, ist dabei wesentlich von den Neuorientierungen geprägt, die seit ca. 10 Jahren als " Post-Washington Consensus " Entwicklungstheorie und -politik prägen (Pellerin und Mullings 2013). Der insbesondere von den Bretton Woods-Organisationen im Rahmen der Konditionalitäten von Strukturanpassungs-, Entschuldungs-und Armutsreduktionsprogrammen umgesetzte Washington Con-sensus setzte auf eine Verschlankung des Staates im Globalen S€ uden durch weitreichende K€ urzungen im öffentlichen Sektor, Privatisierung von Staatsbetrieben sowie eine Liberalisierung der Wirtschaft, die internationale Investoren anziehen sollte. Nach dem Scheitern der trickle-down Annahmen dieses Entwicklungsmodelles, wachsenden Protesten gegen die sozialen Folgen sowie der wachsenden Span-nung zwischen dem Imperativ der Demokratisierung nach westlichem Modell und der autokratischen Durchsetzung der Vorgaben des Washington Consensus wurde dieser modifiziert: Staatskapazitäten und gute Regierungsf€ uhrung galten nun als zentral zur Herstellung einer Wissensökonomie. Durch einen gleichberechtigteren Zugang zu Wissen und Informationen sowie durch einen " enabling state " , einen Liberalisierung steuernden, aber auch weiter vorantreibenden Staat sollte Wachstum generiert werden, an dem mehr ökonomische Akteure teilhaben könnten. Der " Diaspora-Entwicklungs-Nexus " identifiziert

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Aikins, J. K. (2015). Diaspora und Entwicklungszusammenarbeit. In Handbuch Entwicklungsforschung (pp. 1–4). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05675-9_28-1

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