Die Ätiologie der Tuberkulose (1884)

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Regierungsrat im Kaiserl. Gesundheitsamt. Die von V i 11 e m i n gemachte Entdeckung, daß die Tuberkulose auf Tiere über-tragbar ist, hat bekanntlich vierfache Bestätigung, aber auch anscheinend wohlbegrün-deten Widerspruch gefunden, so daß es bis vor wenigen Jahren unentschieden bleiben mußte, ob die Tuberkulose eine Infektionskrankheit sei oder nicht. Seitdem haben aber die zuerst von Cohnheim und Salomonsen, später von Baum garten ausgeführten Impfungen in die vordere Augenkammer, ferner die Inhalationsversuche von Tappeiner und anderen die Übertragbarkeit der Tuberkulose gegen jeden Zweifel sichergestellt und es muß ihr in Zukunft ein Platz unter den Infektionskrank-heiten angewiesen werden. Wenn die Zahl der Opfer welche eine Krankheit fordert, als Maßstab für ihre Be-deutung zu gelten hat, dann müssen alle Krankheiten, namentlich aber die gefürchtetsten Infektionskrankheiten, Pest, Cholera usw. weit hinter der Tuberkulose zurückstehen. Die Statistik lehrt, daß x / 7 aller Menschen an Tuberkulose stirbt und daß, wenn nur die mittleren produktiven Altersklassen in Betracht kommen, die Tuberkulose ein Drittel derselben und oft mehr dahinrafft. Die öffentliche Gesundheitspflege hat also Grund genug, ihre Aufmerksamkeit einer so mörderischen Krankheit zu widmen, ganz abge-sehen davon, daß noch andere Verhältnisse, von denen nur die Beziehungen der Tuber-kulose zur Perlsucht erwähnt werden sollen, das Interesse der Gesundheitspflege in An-spruch nehmen. Da es nun zu den Aufgaben des Gesundheitsamtes gehört, die Infektionskrank-heiten vom Standpunkte der Gesuddheitspflege aus, also in erster Linie in bezug auf ihre Ätiologie, zum Gegenstand von Ermittlungsarbeiten zu machen, so erschien es als eine dringende Pflicht, vor allem über die Tuberkulose eingehende Untersuchungen anzustellen. Das Wesen der Tuberkulose zu ergründen, ist schon wiederholt versucht, aber bis jetzt ohne Erfolg. Die zum Nachweis der pathögenen Mikroorganismen so vielfach bewährten Färbungsmethoden haben dieser Krankheit gegenüber im Stich gelassen und die zum Zwecke der Isolierung und Züchtung des Tuberkelvirus angestellten Ver-suche konnten bis jetzt nicht als gelungen angesehen werden, so daß Cohnheim in der soeben erschienenen neuesten Auflage seiner Vorlesungen über allgemeine Pathologie ,,den direkten Nachweis des tuberkulösen Virus als ein bis heute noch ungelöstes Problem" bezeichnen mußte. x) Aus Berliner klinische Wochenschrift, 1882, Nr. 15. Verlag von August Hirschwald, Berlin.

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Koch, R. (2018). Die Ätiologie der Tuberkulose (1884) (pp. 133–137). https://doi.org/10.1007/978-3-662-56454-7_5

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