Protokollieren und Dokumentieren

  • Kremer B
  • Bannwarth H
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Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Der vermeintlich blanke Zufall, der in der einen oder anderen Variante auch im Labordasein eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, hat Ihnen ein völlig unerwartetes Versuchs-ergebnis beschert-eine überaus beeindruckende Farbreaktion, eine fast punktgenau verlaufende Enzymkinetik oder die Synthese einer interessant duftenden Verbindung. Die Wiederholung des schönen Effektes, unter Fachleuten Ergebnisreproduktion genannt, scheitert indessen kläglich, weil die ursprünglichen Versuchsparameter nicht vollständig und nachvollzieh-bar festgehalten wurden. Die bloße Erinnerung an diese oder jene einge-setzte Substanzmenge ist meist ein schlechter Ratgeber. So wird man das schöne, aber nicht wiederholbare Resultat eventuell ohne weitere Spuren bedauerlicherweise der Vergessenheit anheim fallen lassen müssen. Die Vorteile einer korrekten Dokumentation aller Einzelschritte beim experimentellen Arbeiten liegen auf der Hand. Genaue und vor allem ehr-liche schriftliche Angaben über Motive, Ziele, Methoden und Ergebnisse von Experimenten sind völlig unverzichtbar, wenn es darum geht, die in einem Labor geleistete Forschungs-, Entwicklungs-oder Kontrollarbeit in allen Schritten reproduzierbar festzuhalten und zu dokumentieren. Eine saubere Protokollierung ist auch durch die Dokumentation auf einem PC nicht zu ersetzen. Ausarbeitungen dieser Art sind nicht nur ein wesent-licher Teil des professionellen Arbeitens, sondern eine exakte und über-sichtliche Protokollführung muss bereits in den verschiedenen Ausbil-dungsphasen von der Schule bis zum Studium die Experimentalpraxis begleiten und ergänzen. Insofern sollten sie den in professionellen Labors üblichen Standards der sogar gesetzlich verankerten GLP-Vorschriften (Good Laboratory Practice) entsprechen. Die Protokollierung von Versuchsabläufen und-ergebnissen funk-tioniert natürlich nicht in Gestalt einer Zettelwirtschaft oder wachsenden Loseblattsammlung. Alle relevanten Daten trägt man in ein akribisch ge-führtes Protokollbuch ein. Dieser fallweise auch Labortagebuch oder Labor journal genannte Informationsträger ist für jegliche kritische (Eigen-) Kontrolle der Arbeit ein gänzlich unentbehrliches Instrument. Ein Ver-suchsprotokoll bzw. Laborbericht bildet alle Teilschritte des experimentel-len Arbeitens ab. Dieses Schriftstück ist also nicht nur die Rezeptur für einen Außenstehenden, der den betreffenden Versuch gedanklich oder 5

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Kremer, B. P., & Bannwarth, H. (2014). Protokollieren und Dokumentieren. In Einführung in die Laborpraxis (pp. 59–72). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-54334-0_5

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